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Seite 2: „Der Fußball ist aalglatt geworden“

Über­rascht es Sie, wie sehr sich viele Fan­szenen mit der Flücht­lings­the­matik aus­ein­an­der­setzen? Vor 20 Jahren wäre eine solche Welle der Soli­da­rität noch undenkbar gewesen.
Über­rascht hat es mich nicht. Es ist letzt­end­lich die Folge einer Ent­wick­lung, die vor vielen Jahren begann und die zum Teil auch den Ultras oder aktiven Fans zu ver­danken ist, die solche Inhalte und Dis­kus­sionen in die Sta­dien gebracht haben.
 
Viele Fan­szenen oder ‑gruppen haben mitt­ler­weile die jewei­ligen Ver­eine auf­ge­for­dert, die Aktion von Bild“, DFL und Hermes zu boy­kot­tieren. Haben Sie einen Über­blick, wie der Stand der Dinge ist?

Es gibt einige Offene Briefe, die von den jewei­ligen Fan­szenen an ihre Klubs ver­schickt wurden. Zuletzt etwa vom HSV Sup­porters Club“, der der AG emp­fahl, sich nicht an der Image­kam­pagne der Bild“-Zeitung zu betei­ligen. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt, welche wei­teren Ver­eine sich dem Schritt des FC St. Pauli anschließen werden. (Union Berlin hat mitt­ler­weile auch ange­kün­digt, sich nicht an der Aktion zu betei­ligen. Das Inter­view wurde zuvor geführt, d. Red.)


Spie­gelt die Dis­kus­sion ein Stück weit die Unmün­dig­keit und Abhän­gig­keit der Spieler wider?
Der Fuß­ball ist aal­glatt geworden. Spie­lern wird gesagt, was sie zu sagen haben, was sie zu posten haben, was sie am Trikot zu tragen haben. Natür­lich könnten auch Spieler selbst ent­scheiden, sich dagegen auf­zu­lehnen.
 
Vahid Hash­e­mian lehnte als Spieler des FC Bayern mal ab, Wer­bung für Bier zu machen. Seine Begrün­dung: Ich trinke keinen Alkohol“.
Ich will auch gar nicht sagen, dass die Spieler sich keine Gedanken über gesell­schaft­liche Ent­wick­lungen machen oder Dinge für sich selbst kri­tisch hin­ter­fragen. Viele Profis leisten ja aktuell auch schon Flücht­lings­hilfe. Im aktu­ellen Fall liegt aber die Haupt­ver­ant­wor­tung bei den Ver­einen zu sagen, wir machen da nicht mit, denn wir können viel besser eine Aktion aus unserem eigenen Antrieb heraus starten.
 
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Robert Pohl ist Spre­cher der Inter­es­sen­ge­mein­schaft Unsere Kurve“, einer ver­eins­über­grei­fenden Ver­ei­ni­gung der orga­ni­sierten Fuß­ball­fans in Deutsch­land.