Nach über 30 Jahren Sportschau und an die 20 DFB-Pokalfinale endet Gerhard Dellings Karriere als ARD-Moderator nach dem Endspiel heute Abend. Im Interview spricht er über Jürgen Klopp, Fußball als Unterhaltungsware und RB Leipzig.
Herr Delling, vor zwei Wochen die letzte Samstags-Sportschau, heute das letzte DFB-Pokalfinale, das Sie für die ARD moderieren. Wovon fällt es schwerer Abschied zu nehmen?
Das tut sich nicht viel um. Ich habe über 30 Jahre lang die Sportschau moderiert, was sehr viel Spaß gemacht hat. Beim Pokalfinale habe ich immer das Live-Erlebnis geliebt. Da wird schon ein bisschen Wehmut mitschwingen.
Bei wie vielen DFB-Pokalspielen waren Sie dabei?
Ich denke, es werden so an die 20 gewesen sein. Aber genau kann ich das nicht sagen.
Gibt es Endspiele, die Ihnen besonders gut Erinnerung geblieben sind?
Zum Beispiel das Finale 1992, als Hannover 96 als krasser Außenseiter Borussia Mönchengladbach besiegt hat. Das war ein besonderer Moment. Oder 1999 der Sieg von Werder Bremen gegen den FC Bayern, die damals mit Matthäus, Effenberg und anderen Stars eine Übermannschaft hatten. Werder war von den Namen her absolut chancenlos. Aber am Ende reckte Werder-Kapitän Dieter Eilts den Pokal in die Höhe.
Es wird immer wieder von der Stimmung beim DFB-Pokalfinale geschwärmt. Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere daran?
Das fängt schon an, wenn man am Tag des Finales nach Berlin kommt. Da spürt man diese ganz besondere Atmosphäre, weil die Stadt in die Vereinsfarben gehüllt ist. In der Regel gibt es keine Ausschreitungen, keine Aggressionen. Es herrscht eine schöne Begeisterung, die nach vorne gerichtet ist. Es fühlt sich immer an wie ein feierlicher Festtag, mit dem Olympiastadion als toller Rahmen – obwohl es ja keine reine Fußballarena ist, womit Hertha BSC hadert. Aber wenn das Olympiastadion bis auf den letzten Platz gefüllt ist und diese besondere Stimmung auf den Rängen herrscht, wird es zu einer wirklich aufregenden Location.
Was hat sich am Pokalfinale geändert?
Am Spiel nicht viel, dafür aber drum herum um so mehr. Der Unterhaltungsaspekt spielt eine immer wichtigere Rolle. Das ist Geschmackssache. Ich muss das nicht haben.
Da sind Sie mit Ihrem Unbehagen nicht alleine. Wir erinnern uns an das Pfeifkonzert beim Pausenauftritt von Helene Fischer während des Pokalfinales 2017.
Ich mag Liveacts, Musik – aber der Sport hat das gar nicht nötig, weil er die Unterhaltung und Spannung in sich trägt.
Trotzdem, der Fußball wird mehr und mehr zur Unterhaltungsware.
Das stimmt sicher in vielen Bereichen. Randaspekte rücken immer mehr in den Vordergrund – auch in der Berichterstattung. Ehrlicherweise muss man sagen, dass wir damit angefangen haben.