Tony Britten hat vor 24 Jahren einen Hit geschrieben, den man in ganz Europa kennt: die Hymne der Champions League. Ein Gespräch über die Kraft der Klassik, den blassen Stefan Effenberg und „eine große sportliche Veranstaltung“.
… Effenberg?
Genau der. Er stand anderthalb Meter von mir entfernt. Und wissen Sie was? Selbst der sah richtig ängstlich aus, ganz blass. Als das Orchester-Playback begann, konnte ich überhaupt nichts hören, so laut war es. Gottseidank fiel das auch den Tonleuten auf, die drehten die Musik noch lauter. Der Chor musste einen halben Takt überspringen und wir bekamen gerade noch den Einsatz.
Einer Ihrer größten Momente als Musiker?
Ja. Es war so wild, verrückt und großartig. Das Erlebnis für all die Fans im Stadion und die Millionen am Fernseher noch steigern zu können, war ein schönes Gefühl.
Wenn Sie Ihre Hymne mit drei Adjektiven beschreiben müssten, welche wären das?
Das ist schwer. Mal sehen … Also: erhebend. (kurze Pause) Zugänglich. Und … (längere Pause) Sagen wir: inspirierend. Ich will nicht vermessen klingen, aber diesen Zweck soll sie erfüllen.
Warum funktioniert klassische Musik in diesem Fall besser als ein moderner Jingle?
Weil sie zeitlos ist. Sie ist eine Sprache, die die Leute verstehen. Wenn Sie einen zeitgenössischen Song schreiben, dann wird der in einem Jahr veraltet sein. Als die Champions League überall bekannt geworden war, forderten die Sender moderne Versionen der Hymne. Wir gingen wieder ins Studio und nahmen eine Rock-Version auf, eine Funk-Version und eine Disco-Version. Aber keiner wollte sie am Ende haben. Alle entschieden sich für die Urfassung.
Haben Sie mal Beschwerden von Verfechtern der Hochkultur bekommen, weil Sie Händel missbraucht haben?
Wenn es sie gab, dann nicht direkt an mich. Ich finde auch, dass man aufpassen muss, Klassik nicht billiger zu machen, durch schlechte Sänger etwa. Aber ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass Händel gesagt hätte: Oh, gut für dich, mein Junge!
Erhalten Sie immer Tantiemen, wenn die Hymne gespielt wird?
Ja, von der UEFA. Die übertragenden Sender bezahlen ja horrende Summen. Das bisschen, das für mich abfällt, nehme ich also keinem weg.