Roman Weidenfeller wird heute 40 Jahre alt. Hier blickt er zurück auf seine Karriere. Auf die Stimmung in der BVB-Kabine, seine Englisch-Kenntnisse und Arjen Robben.
Wie kann der BVB einen neuen Fall Dembele verhindern?
Man muss weiter auf die Mentalität der Spieler achten. Mentalität schlägt aus meiner Sicht auch das Talent. Der Spieler muss auch von seiner Persönlichkeit zu Borussia Dortmund passen. Die Qualität hat jeder einzelne Spieler, vielleicht mehr als ich die jemals hatte.
Was hat die Meistermannschaften von 2011 und 2012 ausgezeichnet?
Ich erinnere mich an das Köln-Spiel im Oktober 2010. Nuri erzielt in der Schlussphase das 2:1. Das Spiel war symbolisch für die Saison. Wir hatten einfach das Gefühl, dass wir unheimlich schwer zu bezwingen waren. Wir fühlten, dass wir in der Nachspielzeit Spiele entscheiden konnten.
Kam das aus der Mannschaft oder war das Jürgen Klopp?
Er hat uns bestärkt, diesen Gedanken zu denken. Aber ebenso wichtig war, dass wir auf dem Platz eine Einheit waren. Jeder hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt.
Köln spielte am Ende dieser Spielzeit noch einmal eine große Rolle. Norbert Dickel rief „1:0 für Köln“, die hatten gegen Leverkusen getroffen. Der BVB führte gegen Nürnberg. Da war klar: Die Borussia wird bereits am 32.Spieltag der Saison Meister.
Dieser Moment, auf den man ein ganzes Fußballleben hinarbeitet. Die Durchsage kam: „1:0 für Köln!“. Selbst die Nürnberger waren perplex, stellten das Spiel ein. Das Stadion ist ausgerastet. Das war echt großes Kino.
Sie gaben an diesem Tag bei Dubai Sports noch ein bemerkenswertes Interview. Sie sagten: „We have a grandiose Saison gespielt.“ Jürgen Klopp nannte das einen Spruch für die Ewigkeit.
Ich hatte da schon ein paar Bier getrunken, als unser damaliger Pressesprecher Josef Schneck mich zum Interview holte. Ich bin dann kurz hin, kannte den Journalisten nicht. Habe ihm freundlich „Hallo“ gesagt. Der ausländische Journalist hat durch seinen Akzent dann meinen Namen komisch ausgesprochen. Ich dachte, dass es so wichtig nicht sein mag und ich nicht genau auf meine Aussprache achten müsste. Ehrlich gesagt, meine Englisch-Sprachkenntnisse waren auch nicht auf dem besten Stand. Damals dachte ich, dieses Interview wird ohnehin nicht gesendet oder dort, wo keiner hinschaut. Als ich nach der Meisterfeier im Morgengrauen zurückkam, fragte mich ein sehr guter Freund, ob ich auf dem Platz Interviews gegeben hätte. Das hatte ich. Er sagte: „Was hast Du denn da für einen Mist erzählt?“ Er hat mir das Video vorgespielt. Danach war ich wieder total nüchtern. Mit jedem Versuch, das Video auf Youtube zu löschen, stiegen die Klickzahlen. Das Video verbreitete sich rasend schnell.
Die sozialen Medien haben Sie dann trotzdem für sich entdeckt.
In den ersten Jahren habe ich kaum etwas über mein Privatleben preisgegeben. Da hieß es schnell mal, dass ich unnahbar und arrogant sei. Für mich war es wichtig zu lernen, dass Social Media dazugehört. Dass dies heute nicht nur ein Bestandteil aus der sportlichen Sicht ist, sondern auch dass man das eine oder andere Private preisgeben kann, um eine Fan-Nähe aufzubauen. Dies habe ich erst im Nachgang gelernt.