Die Bayern sind Meister. Langweilig? Irgendwie schon. Aber selbst die Bayern erhalten keinen Titel geschenkt. Diese fünf Gründe waren ausschlaggebend für die Meisterschaft.
Das Glück des Tüchtigen
Zwischenzeitlich war er in dieser Saison wieder da, der sprichwörtliche Bayerndusel. Gegen den HSV erzielten die Bayern den Siegtreffer nach 88 Minuten, gegen Freiburg nach 91 Minuten, das Unentschieden gegen Hertha sicherten sie sich gar erst in der 96. Minute. Unter Heynckes und Guardiola mussten die Bayern seltener bis zur letzten Minute auf den erlösenden Treffer warten.
Es wäre allerdings zu viel, von einer Rückkehr des Bayerndusels zu sprechen. Der Duselbegriff verkennt, dass oft das Glück des Tüchtigen hinter diesen Last-Minute-Siegen steckt. Die Bayern spielen sich in der gegnerischen Hälfte fest, haben mehr Torchancen als der Gegner und bleiben bis zum Schlusspfiff ihrer Linie treu. Da fällt eher mal ein Tor in der Schlussminute ab als bei ihren Gegnern, die sich spätestens nach der Pause am eigenen Strafraum verbarrikadieren. Wer indes an Fußballkarma glaubt, könnte meinen: Das Glück, das den Bayern gegen Madrid und Dortmund fehlten, haben die Bayern im Laufe der Bundesliga-Saison verbraucht.
Verwaltung statt Halli Galli
Trotz Meistertitel: Die Leistungskurve der Bayern zeigt im Fünf-Jahres-Vergleich nach unten. Unter Jupp Heynckes war die Mannschaft nach dem Vize-Triple auf Rache aus, der Wille in jeder Partie zu spüren. Pep Guardiola bereitete jedes Spiel vor, als wäre es ein Endspiel, es gab taktisch und spielerisch immer etwas Neues zu entdecken.
Diese Saison war es oft „more of the same“, Top-Leistungen riefen die Bayern nur ab, wenn es wirklich nötig war, beispielsweise beim 3:0‑Sieg gegen RB Leipzig. Oft zeigten sie Verwaltungsfußball statt Halligalli. Aber es kann auch nicht jedes Jahr Halligalli geben. Es ist paradox: Der FC Bayern hat in den vergangenen Jahren so herausragenden Fußball gespielt hat, dass „nur“ gut plötzlich schlecht wirkt.
Die Konkurrenz schläft (aber vielleicht nicht mehr lange)
73 Punkte genügten dem FC Bayern zur frühzeitigen Meisterschaft. Bei allen vier vorigen Meisterschaften konnten die Münchner zum selben Zeitpunkt eine höhere Punktzahl vorweisen. Zum Vergleich: Der BVB aus der vergangenen Saison würde mit 74 Punkten aktuell die Tabelle anführen.
Die Konkurrenz schlief in dieser Saison. Der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen, vor gar nicht allzu langer Zeit Bayern-Verfolger, spielen um den Abstieg. Dortmund befindet sich im Umbruch. Der Brauseklub aus Leipzig hat sich zwar einen starken Kader zusammengekauft, die Mehrzahl der jungen Spieler verfügte aber vor der Saison über wenig bis keine Erstliga-Erfahrung. Den großen Wurf peilt Mäzen Dietrich Mateschitz erst in einigen Jahren an.
Das ist die Gefahr für die Bayern: In dieser Saison hat die Mischung aus starken Individualisten, wenigen Top-Leistungen und einigen Last-Minute-Willenssiegen zum komfortablen Meistertitel gereicht. Ob dies auch in den kommenden Jahren genügen wird? Mit Philipp Lahm und Xabi Alonso brechen zwei Säulen weg. Kann Ancelotti mehr als einen starken Kader verwalten? Das wird er zeigen müssen, wenn die Bayern ihren sechsten Titel in Folge feiern wollen.