Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: „Wie kann so jemand bis in die Spitze kommen?“

Rafati hat die dama­lige Füh­rung scharf kri­ti­siert, er fühlte sich gemobbt und hat ein viel beach­tetes Buch dar­über geschrieben.
Babak hatte nicht in allem, aber in vielen Punkten recht. Er emp­fand die Atmo­sphäre als so bedrü­ckend und belas­tend, dass er sich das Leben nehmen wollte. Muss ich mich nach so einem ein­schnei­denden und scho­ckie­renden Vor­fall auf der Lei­tungs­ebene nicht zumin­dest einmal hin­ter­fragen? Kann es nicht viel­leicht doch sein, dass ich etwas falsch gemacht habe? Ich bin der Mei­nung, dass schlechter Füh­rungs­stil auto­ma­tisch zu schlechten Leis­tungen führt. Ver­glei­chen Sie doch mal aus Schieds­rich­ter­sicht die letzten beiden Spiel­zeiten. 2015/16 war der nega­tive Höhe­punkt einer Fehl­ent­wick­lung, 2016/17 unter neuer Füh­rung dann bis auf sehr wenige Aus­nahmen sehr gut. Lutz Fröh­lich…

… der im Sommer 2016 das Amt als Schieds­richter-Chef über­nahm …
… lässt die Leute machen, und er hat ein Auge für Talente. Ben­jamin Cortus und Harm Osmers hatten als Auf­steiger eine sehr gute erste Bun­des­li­ga­saison. Osmers durfte am dritt­letzten Spieltag das Spiel Ingol­stadt – Lever­kusen pfeifen. Ein Spiel, in dem es für beide Mann­schaften um sehr viel ging. Er hat das sehr gut gemacht, weil er das Ver­trauen von Lutz Fröh­lich spürt. Genau dieses Ver­trauen hat er mir für das Spiel HSV – Wolfs­burg geschenkt. Trotz der medialen Vor­ge­schichte, die beim DFB eben keine war.

Dieses Ver­trauen haben die Schieds­richter unter Fandel und Krug nicht gespürt?
Die beiden haben sich ihre Schieds­rich­ter­liste so zusam­men­ge­bas­telt, wie sie es wollten. Es ging nicht vor­rangig nach Leis­tung und des­halb zulasten des Fuß­balls, wie man ja auch dem Leis­tungs­ab­fall bis zum Sommer 2016 anmerkte. Belege für diverse Ein­griffe in den letzten Jahren gibt es genü­gend.

Woran machen Sie das fest?
Es würde rei­chen, die Beob­ach­tungs­bögen bestimmter Beob­achter zu bestimmten Schieds­rich­tern zu über­prüfen. Glauben Sie mir, das würde Sie sehr über­ra­schen!

Wen meinen Sie kon­kret?
Inter­es­san­ter­weise haben sich Her­bert Fandel und Hellmut Krug unter anderem sehr stark bemüht um die För­de­rung von Felix Zwayer…

… Ihrem Ber­liner Kol­legen, der Sie einst bei der Auf­klä­rung der Affäre um Robert Hoyzer unter­stützte.
Das sehe ich mitt­ler­weile auf­grund der Fak­ten­lage anders. Ich habe ihn damals am Anfang noch gegen Hoyzers Anschul­di­gungen ver­tei­digt, weil ich ihn für unschuldig hielt. In den Gerichts­akten aber wurde später fest­ge­halten, dass Zwayer bei einer Spiel­ma­ni­pu­la­tion von Hoyzer als Lini­en­richter dabei war und vorher von ihm Geld ange­nommen hatte. Das von der Ber­liner Staats­an­walt­schaft ein­ge­lei­tete straf­recht­liche Ver­fahren gegen ihn wurde wegen geringer Schuld ein­ge­stellt, aber auch eine juris­tisch geringe Schuld in Zusam­men­hang mit mani­pu­lierten Spielen ist für mich zu viel. Zwayer ist vom DFB wegen grob sport­wid­rigen Ver­hal­tens zu sechs Monaten Sperre ver­ur­teilt worden, weil er dieses Geld ange­nommen und die ihm bekannten Mani­pu­la­tionen Hoyzers nicht sofort dem DFB gemeldet hat. Jetzt frage ich Sie: Wie kann so jemand bis in die Spitze der deut­schen Top- Schieds­richter kommen? Kann es viel­leicht sein, dass Fandel und Krug dort einen Mann haben wollten, der ihnen zu bedin­gungs­loser Loya­lität ver­pflichtet war?

Hellmut Krug ist gerade erst von der DFL zum DFB zurück­ge­kehrt. Er amtiert jetzt unter Fröh­lichs Lei­tung als Chef-Instruktor.
Das kann ich per­sön­lich nicht nach­voll­ziehen, aber ich muss ja nicht jede Ent­schei­dung richtig finden. Gerade erst hat Krug erzählt, die deut­schen Schieds­richter würden den Video­be­weis besser hand­haben, als das zuletzt beim Confed-Cup zu beob­achten war. Das hat uns national unter Druck gesetzt und uns inter­na­tio­nalen Schieds­rich­tern sicher­lich nicht gerade geholfen. Man hat das als typisch deut­sche Über­heb­lich­keit kri­ti­siert. Sie dürfen ja nicht ver­gessen, dass zum Bei­spiel die Hol­länder den Video­be­weis schon etwas länger prak­ti­zieren. Warten wir doch erst mal ab, wie es bei uns läuft. Bei einer anonymen Umfrage unter allen Schieds­rich­tern hatten vor ein­ein­halb Jahren zwei Drittel ein Pro­blem mit Krug und seinem Stil. Im ver­gan­genen Winter waren es immerhin noch 50 Pro­zent aller Bun­des­li­ga­schieds­richter.

Und der DFB trägt Schuld daran?
Nein, da dürfen Sie nicht ver­all­ge­mei­nern. Ich bin der DFB-Spitze sehr dankbar für das, was sie Anfang 2015 in Angriff genommen hat. Damals haben Wolf­gang Niers­bach und Helmut Sand­rock dafür gesorgt, dass die Schieds­rich­ter­füh­rung nicht mehr autark im DFB agieren kann. Seitdem beob­achtet der DFB die Lage sehr genau und schickt zu jedem Lehr­gang hoch­ran­gige Ver­treter. Genauso hand­haben das auch Rein­hard Grindel und Fried­rich Cur­tius. Herr Grindel hat zuletzt beide Som­mer­lehr­gänge besucht und eine beein­dru­ckend offene Rede gehalten, in der er kri­tisch anmerkte, was nicht lief und noch besser werden muss, aber auch, was jetzt offen­sicht­lich auf einem guten Weg ist. Seit der Amts­über­nahme von Lutz Fröh­lich wird die Pro­fes­sio­na­li­sie­rung, Moder­ni­sie­rung und Trans­pa­renz im Schieds­rich­ter­wesen kon­se­quent vor­an­ge­trieben. Einer allein wird es aber schwer haben. Per­sön­lich habe ich nichts gegen Hellmut Krug und Her­bert Fandel. Ich messe sie nur an dem, was sie geleistet und wie sie geführt haben. Ich hoffe, die beiden hin­ter­fragen sich auch mal selbst­kri­tisch und gehen den neuen Weg mit. Das wäre im Inter­esse der Schieds­rich­terei und damit, noch ent­schei­dender, im Inter­esse des Fuß­balls.