Das schönste Rasenmuster schnitzten vor zwei Wochen die Ingolstädter Greenkeeper. Platzwartchef Josef „Sepp“ Lindermayer verrät uns sein Geheimnis.
Sepp Lindermayer, als wir vor zwei Wochen den Ingolstädter Rasen sahen, bekamen wir spontan Lust auf gedeckten Apfelkuchen.
Sie meinen wegen des bayrischen Rautenmusters im Mittelkreis? Da muss ich Sie leider enttäuschen, es ging uns nur um Bier.
Bier?
In Ingolstadt hatten wir das 500-jährige Bestehen des Reinheitsgebots des deutschen Bieres gefeiert. Die ganze Stadt war in Festtagsstimmung, die Fans haben mit einer schönen Choreo dem Ehrentag gedacht und wir Greenkeeper haben eben auch überlegt, welchen Beitrag wir leisten können. Also haben wir das gemacht, was wir am besten können: Rasenmähen.
Wie mäht man denn das bayrische Rautenmuster in einen Fußballrasen?
Das geht eigentlich ganz einfach, immer in die entsprechenden Richtungen und auf die Abstände achten. Der Arbeitsaufwand ist trotzdem beachtlich. Ich bin jeweils an drei Tagen mit meinem Handmäher losgezogen, erst eine Stunde, dann eineinhalb und am Spieltag zwei Stunden. Aber alle 500 Jahre kann man sich diese Überstunden ja mal erlauben.
Und wie zufrieden waren Sie als Fachmann mit dem Ergebnis?
Leider hat die Sonne am Nachmittag nicht mitgespielt, sodass die volle Wirkung des Musters leider nicht im Fernsehen zu sehen war. Aber wir haben ein kleines Making-Of-Video gedreht, da schaut es noch besser aus.
Wie lange benötigt ein normaler Bundesligarasen, um abgemäht zu werden?
Wenn wir vom obligatorischen Muster von Quer- und Längsstreifen ausgehen, und das haben die Schiedsrichter ja besonders gern, weil es so schön übersichtlich in den Abseitsentscheidungen wird, dann sind wir mit dem Aufsitzrasenmäher nach zwei Stunden fertig.
Bei allem Respekt: Was macht ihr Greenkeeper-Team denn den ganzen Tag?
Mein lieber Freund, mit dem Mähen allein ist die Arbeit ja nicht getan. Es muss vertikutiert, aerifiziert und manchmal auch gesandet werden. Dann wird gedüngt und nach jedem Training bessern wir den Rasen mit unseren Gabeln aus, da kennen Sie uns vielleicht aus dem Fernsehen. Dabei haben wir hier in Ingolstadt insgesamt sieben Plätze am Sportpark und auch die U8 möchte auf einem idealen Rasen spielen – Ehrensache. Jeder Platz wird von uns dreimal wöchentlich gemäht, der Hauptplatz im Stadion zudem zusätzlich am Spieltag. Bei einem Aufwuchs von einem Zentimeter pro Tag ist das auch dringend nötig.
Matthias Sammer soll einst als Trainer von Borussia Dortmund eine stetige Rasenhöhe von 32 Millimetern gefordert haben. Welche Vorgaben macht Ralph Hasenhüttl?
Wir fahren seit Jahren auf 25 Millimetern und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Ist das nicht viel zu kurz? Wir haben gehört, dass der Rasen eigentlich 40 Millimeter messen sollte.
Na klar, aus biologischer Sicht wäre das auch richtig. Je länger der Grashalm ist, desto widerstandsfähiger ist er. Aber ganz ehrlich: Mit einer Rasenlänge von über 30 Millimetern holen sie heute keinen Profifußballer hinter dem Ofen hervor.