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Seite 2: „Peter Stöger sagt fast nie: Den will ich.“

Sie klingen sehr geerdet.
Wissen Sie, ich habe in meinem Berufs­leben viel Glück gehabt: Ich bin in meiner Hei­mat­stadt Düs­sel­dorf, unter meinen Leuten, in den Pro­fijob rein­ge­wachsen.

Sie hatten die Chance, Ihre Per­sön­lich­keit zu ent­wi­ckeln.
Es hat sich nichts groß­artig geän­dert, nachdem ich bei der For­tuna 1984 ins Tor ging. Ich habe nur auf einmal viel mehr Geld als meine Kum­pels ver­dient.

Was im Leben eines 20-Jäh­rigen vieles ver­än­dert.
Mag sein, aber wenn ich in neuen Kla­motten ankam, hieß es: Alter, wie läufst du denn rum? Hast du ne Macke?“ Ich hatte die Chance, dar­über nach­zu­denken, ob die Recht haben, ob gerade etwas mit mir pas­siert. Wenn alte Freunde so etwas sagen, ist es etwas anderes, als wenn es Fremde tun.

Manager wurden Sie 2001 auch eher im Vor­bei­gehen. Sie ant­wor­teten auf ein Stel­len­ge­such von Ale­mannia Aachen im Kicker“.
Das war pure Ver­zweif­lung. Eigent­lich wollte ich Trainer werden, aber ich bekam nur Absagen. Ich dachte bereits dar­über nach, als Ver­bands­trainer zu arbeiten, was rück­bli­ckend wirk­lich eine schwach­sin­nige Idee war …

Warum?
Weil ich mit meiner Art in einem Ver­band wohl geschei­tert wäre. Da kam die Annonce rein. Ich war gerade beim Bewer­bungen schreiben, also ließ ich noch eine mehr aus dem Dru­cker und schickte sie nach Aachen. Ich hatte schließ­lich eine Familie zu ver­sorgen.

Jetzt koket­tieren Sie!
Nein, so war’s.

Keine Power­point­prä­sen­ta­tion, keine dezi­dierten Kon­zepte, wie Sie den Klub neu auf­stellen wollen?
Als ich ein­ge­laden wurde, hatte ich eine Mappe dabei und habe auf die Fragen geant­wortet, die mir gestellt wurden – so wie ich bin, so wie ich denke. Als sie fragten, was aus meiner Sicht das Spe­zi­fi­sche an Ale­mannia sei, habe ich gesagt: Das Wappen – mehr nicht.“ Sie hatten drei Bewerber ein­ge­laden, abschlie­ßend sollten wir jeweils eine Kon­zep­tio­nie­rung schreiben. Ich gab neun auf dem Com­puter getippte Seiten ab. Mein Glück war, dass der eine Mit­be­werber keine Lust dazu hatte und der andere nur eine hand­ge­schrie­bene Seite abgab. So bekam ich den Job. Aber, glauben Sie mir, als ich das Kon­zept vor kurzem wieder in die Hand bekam, dachte ich: Alter, das war nicht das Papier wert, auf dem es stand.“

Trotzdem haben Sie als Manager seitdem kon­stant Erfolg.
Das Unglück der Ale­mannia war mein Glück. Dort lernte ich im Schnell­durch­lauf alles, was einem in diesem Geschäft blühen kann: Fast-Insol­venz, Poli­zei­razzia, Staats­an­walt­schaft, Ret­tung. Nach einer Woche saß ich in einem Not­prä­si­dium. Im Nach­hinein muss ich sagen: Besser ging’s nicht.

Was braucht ein guter Manager?
Eine klare Vor­stel­lung, was er will. Und den Willen, die Dinge, für die er steht, mög­lichst gut auf den Verein zu über­tragen und wech­sel­seitig anzu­passen.

Das heißt kon­kret?
Ich tue alles, damit der Klub dahin kommt, wo er meines Erach­tens stehen könnte. Wenn das jeder im Verein so sieht, kann es eine Sog­wir­kung erzeugen, die alle mit­reißt.

Klingt ein­fach.
Leider gibt es einige in diesem Geschäft, die sagen: Erst ich! Ich stehe oben und sage, wo es lang­geht.“

Als wei­tere posi­tive Manager-Eigen­schaft nannten Sie damals Ihre Fähig­keit, gut zuhören zu können, wenn es um Fuß­baller geht. Wird das Zuhören mit dem Älter­werden schwie­riger?
Ich befinde mich in der kom­for­ta­blen Lage, Spit­zen­leute um mich herum zu haben, die sehr gut ein­schätzen können, wie ich Fuß­ball sehe. Außerdem arbeite ich mit einem Trainer, der fuß­bal­le­risch ähn­lich tickt wie ich, was letzt­lich aus dem Zufall geboren ist.

Können Sie die Zusam­men­ar­beit mit Peter Stöger näher beschreiben?
Ein Coach hat heute durch die inten­sive Spielvor- und ‑nach­be­rei­tung sowie Medi­en­ar­beit viel weniger Zeit als vor 15 Jahren, eigene Spieler zu sichten. Er ist also gut beraten, sich auf Men­schen wie mich zu ver­lassen. Aber dafür braucht es Ver­trauen. Peter Stöger ist sehr zurück­hal­tend mit Spie­lern, er sagt so gut wie nie: Den will ich!“ Aber er teilt mir natür­lich mit, welche Fähig­keiten ein Profi mit­bringen sollte. Wir schauen uns täg­lich Videos an. Jeder bringt sich ein, auch die Scouts, und wir dis­ku­tieren intensiv. Erst am Ende dieser Runden steht die Ent­schei­dung, ob wir einen Spieler zum per­sön­li­chen Gespräch ein­laden.

Wie hitzig wird da dis­ku­tiert?
Natür­lich werden da viele Dinge ver­worfen. Auch ein Scout muss ertragen, wenn er über Wochen einen Spieler beob­achtet hat, von dem er voll über­zeugt ist, dass wir Ent­scheider sagen: Nö, der isset nich.“