Marco Reus galt als gesetzt für die EM in Frankreich. Jetzt ist er wieder verletzt, und Löw hat ihn aus dem Kader gestrichen. Wie unfair kann der Fußball sein?
Streichkandidaten gab es genug. Die Neulinge um Joshua Kimmich und Julian Weigl etwa oder den lange verletzten Kapitän Bastian Schweinsteiger. Doch am Ende traf es neben den Wackelkandidaten Sebastian Rudy, Julian Brandt und Karim Bellarabi wieder Marco Reus. Zum dritten Mal verpasst der Dortmunder damit ein großes Turnier, zum zweiten Mal nach 2014 steht ihm dabei sein eigener Körper im Weg.
Nur geradeaus laufen könne der Flügelstürmer, erklärte Nationaltrainer Löw auf der Pressekonferenz nach Bekanntgebung des Kaders. Zu schlimm seien die Schmerzen am Schambein, als dass Reus die Strapazen einer Europameisterschaft überstehen könne.
Der vielleicht größte Hoffnungsträger
Für Marco Reus ist das selbsterklärend eine extrem bittere Nachricht. Als einer der besten Fußballer des Landes hätte er schon bei der WM 2014 der Star des deutschen Teams werden können. Damals verletzte er sich im letzten Testspiel vor dem Turnier am Knöchel. Ohne den vielleicht größten Hoffnungsträger holte die DFB-Elf den Titel.
Auch für die EM in Frankreich galt Marco Reus bis vor ein paar Stunden, zumindest in der Öffentlichkeit, als gesetzt. Nun muss Löw aus Vorsicht auf ihn verzichten.
Eine verständliche Entscheidung, die in den sozialen Medien getreu dem Zeitgeist der Verschwörungstheorien jedoch schnell kritisch beäugt wird. Vor allem Dortmund – Fans wittern eine politische Komponente hinter der Nicht – Nominierung von Reus. Er sei bei Löw in Ungnade gefallen, behaupten verschiedene User auf Twitter, die Führerscheinaffäre soll Reus, so andere Erklärungsversuche, jetzt das Genick gebrochen haben.
War Reus fit, dann spielte er auch
Auch auf die Nominierung des ebenfalls stark angeschlagenen Bastian Schweinsteiger reagieren viele Fans mit Unverständnis und werfen Löw vor, die Verhältnismäßigkeit verloren zu haben.
Dabei war es für Löw sicher keine leichte Entscheidung, Reus zu Hause zu lassen. Denn war der Außenstürmer fit, dann spielte er auch. „Es ist für uns und für ihn eine bittere Entscheidung. Mit vollkommener Fitness wäre er eine enorme Bereicherung für uns alle gewesen“, so der Bundestrainer heute.