Am Wochenende kehrt die drittklassigste Liga zurück: die 3. Liga. Warum sich das Einschalten trotzdem lohnt und welche Teams sehr wahrscheinlich und am Ende doch nicht aufsteigen – verraten wir hier.
1.) Sechzig dreht ohne Mölders auf
Sascha Mölders galt lange Zeit als die Lebensversicherung von 1860 München. Dabei war es beinahe amüsant mitanzusehen, wie der vollschlanke Stürmer dank individuellen Könnens seine Tore machte und in der vergangenen Saison mit 22 Treffern zum Torschützenkönig avancierte. In dieser Saison hatte ihn das Spielglück ein wenig verlassen, und auch wenn der Ex-Bundesligaprofi die Berichte um Sonderrechte erst gerade ins Reich der Fabeln verwies – es folgte der große Krach in Giesing. Umso kurioser, dass die Löwen auch ohne ihren einstigen Chef in die Spur gefunden haben. Zwei Siege in den letzten zwei Spielen vor der Winterpause. Mit der Zweierspitze aus Stephan Lex und Marcel Bär bleibt München torgefährlich. Sollte der Neustart klappen – und Sechzig im DFB-Pokal gegen Karlsruhe zusätzlich Rückenwind gewinnen – steht der Aufholjagd nichts mehr im Wege.
2.) Der härteste Gegner: Corona
Es geht schon wieder los: Nach acht positiven Fällen beim FSV Zwickau ist der Auftakt gegen Viktoria Köln an diesem Wochenende nach einem Antrag abgesagt. Auch bei Eintracht Braunschweig und Viktoria Berlin wurden Fälle registriert. Fest steht: Corona dürfte die 3. Liga wie kaum eine andere im Griff halten. Und das mit Folgen: Denn die Kader der Drittligisten sind in der Breite nicht so gut besetzt, sodass kurzfristige Ausfälle weniger gut kompensiert werden können. Und Spielausfälle ziehen Verlegungen und somit englische Wochen nach sich, die Drittligisten körperlich oft schwerer zeichnen als Bundesligaprofis. Fernab aller gesundheitlichen Risiken dürfte das Corona-Virus also so manchem Team vieles abverlangen. Wer davon verschont bleibt, wird im Auf- und Abstiegskampf einen kleinen Bonus besitzen.
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3.) Der 1. FC Magdeburg steigt auf
Acht Punkte trennen Tabellenführer Magdeburg und Braunschweig als Tabellenzweiten. Zum Vergleich: Dass ein Meister am Ende der Drittliga-Saison einen solchen Vorsprung hatte, das gab es seit sechs Jahren nicht mehr. Durchmärsche in der 3. Liga? Sind normalerweise ausgeschlossen. Doch die Mannschaft des FCM wirkt in ihren Auftritten kontrolliert sondergleichen. Das liegt an der individuellen Qualität und, klar, Spielmacher Baris Atik, der für die 3. Liga – sagen wir, wie es ist – einfach eine Nummer zu gut ist. Aber auch an Mittelstürmer Luca Schuler, von Schalke 04 II gekommen, der bereits zehn Saisontore auf dem Konto hat. Besonders spannend aber ist, dass Christian Titz, der in Hamburg und Essen nach zwei Aufstiegsversuchen als Gescheiteter galt, der Mannschaft ein taktisches Korsett verschafft hat, das ihr gegen jeden Gegner Sicherheit schenkt. Das Ergebnis? Wer auf Magdeburg als Aufsteiger setzen will, wird bald schon draufzahlen müssen.
4.) Der Abstieg wird in Verl entschieden
Die schwächste Mannschaft aktuell in der 3. Liga? Der MSV Duisburg. Zwar sind die Zebras nur Drittletzter, doch nirgends zeigt die Formkurve so bedrohlich nach unten. Nur ein Sieg aus den letzten zehn Spielen, insgesamt nur fünf Punkte. Sogar der TSV Havelse – rechnerisch und spielerisch das Schlusslicht der Liga – hat in dieser Zeit mehr gesammelt. Es wird also richtig eng für den MSV, der sich schon im letzten Jahr gegen den Abstieg aufgebäumt hat. Ausgerechnet am letzten Spieltag muss Duisburg zum aktuell Tabellensechzehnten Verl reisen. Beziehungsweise in diesem Fall: Nach Lotte, wo ein drittligataugliches Stadion steht. Zwei Mannschaften also, die mit hoher Wahrschenlichkeit an jenem Samstag noch Punkte brauchen werden. Wer Bock auf Abstiegskampf pur hat, sollte sich mal ein Ticket sichern.
5.) Nächstes Jahr wird’s noch besser
Im vergangenen Jahr musste die 3. Liga einen Aderlass in Sachen Traditionsvereine und Prominenz verzeichnen. Zur neuen Saison wird aber alles wieder besser: Denn mit Hannover 96, Hansa Rostock oder Fortuna Düsseldorf sind gerade einige namhafte Klubs abstiegsgefährdet und in den Regionalligen sind Vereine wie Rot-Weiss Essen (mal sehen, was es dieses Jahr ist …), VfB Oldenburg, SSV Ulm, Dynamo Berlin oder die SpVgg Bayreuth auf dem Weg in die Drittklassigkeit. Eine Aussicht wie sieben Tage hitzefrei: Die Vorfreude auf den Sommer steigt.