Kevin Kuranyi hält sich derzeit beim Viertligisten 1. FC Saarbrücken fit. Ein Gespräch über letzte Karriereträume, Lebensqualität und die Fans in Deutschland.
Stuttgart ist ja eine schöne Stadt.
Das stimmt. Und dort möchte ich nach meiner Karriere mal leben.
Gelsenkirchen hingegen ist keine urbane Schönheit. Ihr Ex-Klub Schalke sucht aber zumindest noch einen Stürmer.
Ich hatte fünf tolle Jahre auf Schalke und der Klub ist in meinem Herzen. Ich werde die Fans und die Atmosphäre dort niemals vergessen. Aber auch zu Horst Heldt gab es bisher noch keinerlei Kontakt.
Sie sind 33, waren Nationalspieler und haben eine besondere Auslandserfahrung gesammelt. Welche ganz persönlichen Ziele haben Sie noch in Ihrer Karriere?
Ich habe in den letzten zwölf Jahren immer zweistellig in der jeweiligen Liga für meinen Verein getroffen. Einzige Ausnahme waren die neun Treffer, als ich nach meinem Wechsel nach Russland nur eine halbe Saison gespielt habe, weil die russische Liga damals noch einen anderen Rhythmus hatte. Und natürlich träume ich davon, diese Serie fortzusetzen zu dürfen und noch einmal mehr als zehn Tore in einer Topliga zu schießen. Ich bin motiviert und habe einfach Lust, wieder vor vielen Fans regelmäßig Fußball zu spielen. Wenn man einmal im Ausland gespielt hat, dann weiß man, dass der größte Wert der Bundesliga die Fans sind. Diese Atmosphäre zu spüren und gemeinsam mit einer Mannschaft sportliche Ziele zu erreichen, das ist meine Motivation.
Ihr ehemaliger Nationalmannschaftskollege Marcell Jansen hat jüngst mit 29 Jahren seine Karriere beendet. Können Sie seinen Schritt nachvollziehen?
Ich war natürlich wie alle anderen etwas überrascht über diesen Schritt, aber ich habe Marcell als cleveren Kerl kennengelernt. Er hatte den Mut zu diesem ungewöhnlichen Schritt und davor habe ich Respekt. Er ist ein sehr guter Spieler, der sicher noch ein paar Jahre auf Topniveau hätte spielen können. Und sicher wird er den Fußball anfangs vermissen. Doch jeder muss mit sich im Reinen sein, um glücklich zu werden. Ich wünsche ihm, dass seine Träume, die er außerhalb des Fußballs hat, nun in Erfüllung gehen werden.
Kevin Kuranyi, in knapp sieben Wochen schließt das Transferfenster. Wie sicher ist es, dass wir Sie in der nächsten Saison auf jeden Fall wieder in der Bundesliga spielen sehen?
Nichts ist sicher. Und ich bin lang genug dabei, um zu wissen, dass in dieser Phase alles sehr schnell gehen kann. Wenn es klappen sollte, wäre ich sehr glücklich. Aber ich schaue nicht nur auf die Bundesliga, sondern europaweit. Ich bin offen für alles und lasse mich einfach überraschen, was auf mich zukommt.