Anzeige: Vegane Ernährung und Leistungssport: Ist das vereinbar? Spieler vom SV Babelsberg haben es ausprobiert – und sich dabei wissenschaftlich begleiten lassen.
Aufschluss darüber geben die Labor-Untersuchungen. Sie zeigen: Die vegane Ernährung hat den trainingsbasierten Leistungszuwachs nicht beeinträchtigt. Bei den erhobenen Leistungsparametern wie der Laufzeit auf 1000 Meter oder der Leistung an der individuellen anaeroben Schwelle gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Einen Leistungszuwachs gab es aber sowohl bei den veganen als auch bei den omnivoren Spielern. Bei der Erhebung der Zeit bis zur vollständigen Erschöpfung hielt die vegane Gruppe im Durchschnitt hingegen länger auf dem Laufband durch. Zudem konnten diese Spieler ihre maximale Laufgeschwindigkeit im Gegensatz zur Kontrollgruppe signifikant verbessern. Ein Blick in die Ernährungsprotokolle liefert Erklärungsansätze: „Die Veganer haben viel mehr Kohlenhydrate zu sich genommen als die omnivoren Spieler“, sagt Pauline Krüger vom Institut für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. „Für Kraft- und Ausdauerleistungen sind Kohlenhydrate die wichtigste Energiequelle.“
Die Auswertung der Blutproben lieferte weitere positive Effekte der veganen Ernährungsweise. So zeigte sich im Blut dieser Spieler ein signifikanter Abfall an Cholesterin und Triglyceriden. „Das ist ernährungs- und präventivmedizinisch sehr günstig zu bewerten“, erklärt Professor Dr. Martin Smollich, der die Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin leitet. Die Ernährungsprotokolle widerlegten zudem gängige Vorurteile über vegane Ernährung: So verfügten die Fußballer aus der Experimentalgruppe während des Untersuchungszeitraums über genauso viel Energie wie die omnivoren Kicker. Zudem nahmen diese Spieler signifikant mehr Ballaststoffe zu sich. Auch weitere Nährstoffe wie Zink und insbesondere Eisen, das wichtig für die Sauerstofftransport-Kapazitäten im Blut ist, waren in ausreichender Menge vorhanden. Aber haben die Spieler diese Effekte auch gespürt?
„Ich habe mich gut gefühlt“, erinnert sich Marcus Hofmann. „Nicht viel, viel besser als sonst, aber ich habe auch nicht einmal daran gedacht, dass mir irgendetwas fehlen könnte.“ Mittlerweile schwören immer mehr Spitzenfußballer wie Serge Gnabry oder Lionel Messi auf eine überwiegend oder sogar rein pflanzliche Ernährung. Sie erhoffen sich davon unter anderem kürzere Regenerationszeiten aufgrund geringerer Entzündungswerte. So auch Tino Schmidt. Weil er schon seit einigen Monaten an einer Sehnenansatzentzündung in der hinteren Oberschenkelmuskulatur laboriert, hat er seine Ernährung vorübergehend wieder nahezu komplett auf vegan umgestellt. Professor Smollich gibt jedoch zu bedenken, dass dieser Effekt vor allem dann auftritt, wenn sehr viele Antioxidantien über Obst und Gemüse aufgenommen werden. Dies sei in der vorliegenden Studie mit den Babelsberg-Spielern nur bedingt der Fall gewesen. „Sie haben das positive Potenzial einer veganen Ernährung noch nicht einmal komplett ausgereizt.“ Ganz allgemein gibt der Ernährungswissenschaftler den Rat: „Wenn man die maximale Leistungsfähigkeit erreichen will, muss man die Ernährung optimieren – ob mit tierischen Produkten oder ohne.“
Tatsächlich sagen viele der Babelsberger Studienteilnehmer, ob vegan oder Kontrollgruppe, dass sie sich seit dem Experiment noch intensiver mit ihrer Ernährung auseinandersetzen und immer häufiger auf tierische Produkte verzichten – auch aus ökologischen Gründen. „Wenn ich heute Lust auf Käse habe, nehme ich lieber den veganen als den normalen“, sagt etwa Jake Wilton. Durch ihre vegane Ernährung konnten die Spieler ihren CO2-Fußabdruck um rund 30 Prozent verringern. Da darf es dann nach einem kräftezehrenden Spiel auch hin und wieder mal ein Döner sein.