Als wäre nicht schon genug los, kämpft der DFB auch an der Basis mit Problemen: Die Zahl der Jugendmannschaften nimmt weiter ab. Die Liste der Gründe ist lang, vor allem aber das Schulsystem steht im Konflikt mit dem Vereinsfußball. Nun sollen neue Konzepte den Jugendfußball retten.
Die Liste der Ursachen für den Rückgang der Jugendteams ist lang: zu wenige oder unqualifizierte Trainer in den Vereinen, überambitionierte Eltern und ein zu hoher Erfolgsdruck belasten Kinder und Jugendliche. Andere Sportarten machen dem Fußball Konkurrenz. Auch das Thema Zeit spielt eine Rolle.
Vor allem das G8-System an Deutschlands Schulen sorgt für eine große Belastung bei den Schüler*innen. Im Umkehrschluss leiden Vereine unter der mangelnden Freizeit ihrer Jugendspieler*innen. Teilweise bis 17 Uhr sitzen Nachwuchskicker*innen unter der Woche in der Schule. Danach warten Heimweg, Lernen, eventuell Hausaufgaben. All das trägt zum Konflikt zwischen Schule und Vereinsfußball bei: Das Training am frühen Abend wird für viele zur zeitlichen Belastung.
Carsten Busch vom Westfälischen Fußballverband sieht hier eines der größten Probleme: „Gerade was die Basis angeht, haben ein verändertes Freizeitverhalten und der G8-Unterricht maßgeblich dazu beigetragen, dass wir rückläufige Zahlen der fußballspielenden Kinder verzeichnen müssen. Es gibt heute wesentlich mehr Möglichkeiten als zu meiner Jugendzeit, seine Freizeit zu gestalten. Handy, Tablets und soziale Medien spielen eine große Rolle. Und da ist ein Verein ein weiterer Ansprechpartner, aber nicht mehr der wichtigste.“
Perspektivisch müsse man sich Gedanken machen, den Trainingsbetrieb an die Schule zu verlagern, heißt es aus den Verbänden. Schon heute würden vielerorts lizenzierte Trainer Nachmittagsbetreuungen an den Bildungseinrichtungen übernehmen. Kleinere Reformen tragen auch schon Früchte: In Bremen haben sie die Verantwortlichen mit den Vertreter*innen der Jugendteams darauf verständigt, keine Spiele der A‑Jugend vor sonntags 13 Uhr anzupfeifen. „Das bringt den Spielern mehr Freizeit. Wir können beobachten, dass die meisten Spiele jetzt Freitagabend oder Samstagmittag ausgetragen werden. Das kommt gut an.“
Auch neue Spielformen in den unteren Jahrgängen werden aktuell diskutiert. Ziel ist es, die Spielanteile und Erfolgserlebnisse von Kindern zu erhöhen und so den Drop-Out in der Altersklasse der Sieben- bis Neunjährigen so zu verringern. Es sollen mehr Tore fallen und alle Spieler sollen eingesetzt werden. Unter anderem dadurch versprechen sich die Verantwortlichen mehr Spaß beim Spiel und wieder wachsende Mitgliederzahlen bei den Jüngsten.
Zum Thema Jugendfußball war ein Kongress in Frankfurt geplant. Dort sollten Vereinsvertreter und DFB-Funktionäre unter andrem über die Kompatibilität von E‑Sport und Fußball, die neuen Spielformen in den unteren Jugendmannschaften und Lösungen zum Konflikt mit Bildungseinrichtungen beraten. Der Kongress wurde – wie aktuell fast alle Großveranstaltungen – aufgrund des Coronavirus abgesagt.