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Was genau in den Kata­komben des Dort­munder West­fa­len­sta­dions von­statten ging, lässt sich in der Nach­be­trach­tung nicht mehr zwei­fels­frei belegen. Schließ­lich schloss die Schalker Mann­schaft in der Halb­zeit­pause die Kabi­nentür, nachdem der BVB gerade über sie hin­weg­ge­rollt war und 4:0 führte und wäh­rend die ersten Schalker Fans auf den Beton­tri­bünen über ihren Köpfen resi­gniert die Treppen richtig Aus­gang hoch­stapften. In genau diesem Moment ging Dome­nico Tedesco in die Hocke, ging auf Augen­höhe mit seinen Spie­lern, die die Köpfe längst gesenkt hatten und han­delte einen Deal aus: Ihr spielt, als sei nichts gewesen. Und ich coache euch bis zum Schluss. Der Rest? Geschichte.

Auch ges­tern Abend in Frei­burg ging Dome­nico Tedesco in die Knie. Nein, er hockte nicht. Er sprach auch nicht. Er hatte seine Hände schüt­zend über den Kopf gelegt, wie ein Mensch inmitten eines Erd­be­bens, darauf hof­fend, dass die Welt nicht über ihn her­ein­bricht. Schalke, Vize­meister und Cham­pions-League-Teil­nehmer, verlor soeben das fünfte von fünf Sai­son­spielen. Tabel­len­letzter, Schluss­licht, Krise und so. Und Tedesco? Der for­derte nach Abpfiff: Wir müssen spie­le­risch so wei­ter­ma­chen.“ Ist das noch Zuver­sicht oder schon Gal­gen­humor?

Wie wäre mit seinen Vor­gän­gern umge­gangen worden?

Dass noch nie­mand öffent­lich den Kopf des Trai­ners gefor­dert hat, spricht für Tedesco. Mit der fünften Nie­der­lage hat Schalke den Nega­tiv­re­kord unter Markus Wein­zierl vor zwei Jahren ein­ge­stellt. Dass im sonst so über­hek­ti­schen Gel­sen­kir­chen aus­ge­rechnet dieser Wein­zierl bisher die Rolle des größten Kri­ti­kers ein­nehmen musste, als er Tedesco für die Defen­siv­aus­rich­tung auf den 36-jäh­rigen Naldo tadelte, über­rascht min­des­tens. Ein­fach aus­zu­malen, was medial mit Tedescos Vor­gän­gern wie Jens Keller, Roberto di Matteo oder eben Wein­zierl ver­an­staltet worden wäre, wenn sie in ihrer zweiten Saison – die abge­sehen von Keller eh nie­mand erreicht hatte – diese Bilanz vor­ge­legt hätten.

Doch anstatt sich aus­schließ­lich zu Fragen über Halb­werts­zeiten von Ver­trägen und Ero­sionen von Trai­ner­stühlen äußern zu müssen, hatte Dome­nico Tedesco am Rande des Spiels gegen den FC Bayern Gele­gen­heit, um über den sport­li­chen Fort- oder eben Rück­schritt seiner Mann­schaft und einen tak­ti­schen Sin­nes­wandel zu spre­chen. Wir haben ver­sucht, mehr Posi­ti­ons­spiel zu betreiben. Mehr Lösungen über Spiel­ver­la­ge­rungen. Locken eines Geg­ners. Den Gegner über Kurz­pass­kom­bi­na­tionen auf dem fal­schen Fuß zu erwi­schen“, erklärte der Trainer die Marsch­route zu Sai­son­be­ginn.

Gegen den Trend

Mehr Fuß­ball­spielen – ein Credo, mit dem das Trai­ner­team um Tedesco nicht zum ersten Mal aus einer Vor­be­rei­tung kam. Schon im Win­ter­trai­nings­lager hatte Schalke ver­sucht, das eigene Spiel zu för­dern. Zu Jah­res­be­ginn wollte Schalke weg von der rein sta­bilen Defen­sive und den Geg­nern in der Bun­des­liga die eigene Spiel­idee auf­drü­cken. Schalke schei­terte kra­chend. Nach fünf Spielen seit der Win­ter­pause hatte Gel­sen­kir­chen nur vier Punkte geholt und war vom zweiten auf den sechsten Tabel­len­platz zurück­ge­fallen. In einer Zeit, in der Bun­des­li­ga­ver­eine signa­li­sierten, dass sie an Ball­be­sitz gar nicht zwin­gend inter­es­siert seien, ver­suchte Schalke dem Trend ent­ge­gen­zu­stehen. Nach fünf Spielen endete dieses Expe­ri­ment, wes­halb Schalke die erfolg­reichste Kehrt­wende nicht in Dort­mund gelang, son­dern erst im letzten Sai­son­drittel.

Du brauchst immer wieder das Feed­back der Mann­schaft. Und die hat sich in gewissen Situa­tionen nicht wohl­ge­fühlt“, sagte Tedesco. Nicht vor einem halben Jahr, son­dern erst in dieser Woche. Wieder ist der Plan, den Gegner aus­zu­spielen, mit kurzen Pässen auf die fal­sche Fährte zu locken, vor­erst geschei­tert. Es ist für eine Ent­wick­lung manchmal nicht so schlecht, Sta­bi­lität und Sicher­heit rein­zu­be­kommen. Sich auf das zu ver­lassen, was man kann.“