Mit Ajax Amsterdam spielte André Onana eine fantastische Saison. Dennoch wird der Kameruner beim Confed-Cup nur die Nummer Zwei sein, obwohl sein Konkurrent nicht mal in der zweiten spanischen Liga Stammtorwart ist. Was das mit seinem Cousin zu tun hat.
André Onana ist 21 Jahre jung, stieß in dieser Saison als souveräner Rückhalt und mit Ajax Amsterdam bis in das Finale der Europa League vor und hat ein Problem – seinen Cousin. Auch Fabrice Ondoa ist Torwart, hat den gleichen Karriereweg wie Onana bestritten und doch längst nicht das Renommee seines Verwandten vorzuweisen.
Beide stammen aus dem Speckgürtel Yaoundés, der Hauptstadt Kameruns. Beide verfolgten bereits in jungen Jahren nur ein Ziel – Fußballprofi werden. Über die „Samuel Eto´o Academy“ in Douala, der größten Stadt des Landes, ging es 2010 in „La Masia“, die Jugendabteilung des FC Barcelona. Der Traum nahm nicht nur Konturen an, der Traum wurde Wirklichkeit. Wenn auch nicht beim FC Barcelona.
Stammspieler bei Ajax – Nummer zwei in Kamerun
Im Januar 2015 wechselte Onana schließlich zu Ajax Amsterdam. Sein Cousin, der es ebenfalls in „La Masia“ geschafft hatte, ging derweil zu Pobla de Mafumet CF, einem spanischen Drittligisten. Und während Ondoa es im weiteren Verlauf lediglich bis in die zweite Mannschaft des FC Sevilla schaffte, stieg Onana in der aktuellen Spielzeit und durch den Abgang von Jasper Cillessen nach – ausgerechnet – Barcelona zum Stammtorwart des holländischen Rekordmeisters auf. Und blieb es.
In den ersten Spielen agierte er oftmals noch unglücklich, doch Onana stabilisierte sich und konnte zum Ende der Saison eine beeindruckende Bilanz vorweisen: In 32 Ligaspielen kassierte er lediglich 20 Gegentreffer, in 15 Spielen hielt er seinen Kasten komplett sauber. Und auch in der Europa League mauserte er sich trotz seines jungen Alters zum großen Rückhalt seiner Mannschaft.
Zu seinem unbestrittenen Talent, seiner Stärke im Eins gegen Eins, seiner spielerischen Stärke, gesellt sich ein gefestigter Charakter, der weiß, was er will. Und genau das wurde Onana in seiner Heimat zum Verhängnis. Denn als Nationaltrainer Hugo Broos im Winter dieses Jahres zur Teilnahme am Africa-Cup lud, sagte Onana höflich aber bestimmt – nein danke.
Der schlichte, wie nachvollziehbare Grund: Onana wollte seine gerade erst gewonnene Position als Stammtorhüter bei Ajax nicht gefährden. Schließlich hätte er durch den Africa-Cup gleich vier Ligaspiele verpasst. Ein zu hoher Preis für den ehrgeizigen Torwart. Nationaltrainer Broos reagierte, nominierte Onanas Cousin und fuhr gut damit – Kamerun gewann das Turnier.
„Warum wollen Sie, dass ich etwas ändere, wenn Sie die Afrikameisterschaft von Ondoa gesehen haben? Ondoa bleibt die Nummer eins, Onana wird die Nummer zwei sein“, sagte Broos im Vorfeld des Confed Cups und angesichts der in der heimischen Presse lauter werdenden Stimmen, die den Ajax-Schlussmann zur Nummer erklärt haben wollen. Zumal Ondoa nicht mal bei der Zweitvertretung Sevillas Stammtorwart ist.
Kamerun kann sich glücklich schätzen
Doch der Nationaltrainer erhält auch Rückendeckung, vor allem durch die Stars von einst. So sagt Ex-Nationaltorwart Thomas Nkono zur Konkurrenzsituation der Cousins: „Kamerun kann sich glücklich schätzen, zwei solche Torhüter zu haben. Wer immer spielt, wird seine Sache gut machen.“
Und auch der in Kamerun heilige Samuel Eto’o sagt: „Ich habe Fabrice und Andre gesagt, dass sie beide tolle Torhüter sind, auf ihre jeweils ganz eigene Art. Sie sollten voneinander lernen. Und sie sollten glücklich darüber sein, ›Brüder‹ zu sein. Sie sollten das zu ihrem Vorteil nutzen, sollte jemand versuchen, sie gegeneinander aufzuwiegeln.“
Und wenn die beiden, Cousins und Konkurrenten zugleich, eines gelernt haben sollten in ihrer Karriere, dann doch, dass Samuel Eto’o es gut mit ihnen meint.