Im Achtelfinale des DFB-Pokals gab es wenige Sensationen, aber immerhin haben die Außenseiter verbal frischen Wind in das verstaubte Profigeschäft gebracht. Auch Erstligaspieler sollten sich etwas abschauen.
Zudem wirft dieses ganze Gezeter die Frage auf, wann es eigentlich verboten wurde, in einem Interview nach dem Spiel, das zu sagen, was einem im Kopf rumschwebt, statt dem, was einem die PR-Berater zuvor beigebracht haben? Wir fallen heute schon betend auf die Knie, wenn Offenbachs Markus Müller zu seiner saudummen Aktion vor dem 0:1 gegen Gladbach sagt: „Es war eine saudumme Aktion von mir. Heute bin ich der Depp.“
Mal ehrlich, wäre einem gestandenen Erstligaprofi ein müllerskes Handspiel unerlaufen, das zudem zum 1:0 und damit zum Pokalaus geführt hätte, er hätte sich gewunden wie ein Aal, sicher eine Berührung im Rücken gespürt und seine Unschuld beteuert, um gleich darauf seiner Mannschaft zu danken, die gut angefangen hat, ohne die all das nicht möglich gewesen wäre, die weiter schauen muss zum nächsten Spiel. Schnarch!
Eine Kerze am Ende der Phrasenhölle
Doch als dann schließlich Bielefelds Fabian Klos nach der einzigen Pokalsensation dieser Spielrunde relativ offen zu Protokoll gab, dass es ihm „relativ Wurst“ wäre, ob der Gegner Bremen, Freiburg oder Bayern heiße, weil ein Sieg mit Arminia Bielefeld gegen einen Bundesligisten ohnehin das Allergrößte für ihn sei, wurde uns endgültig klar, wie uns die die Field-Interviews der letzten Jahre schleichend lobotomiert haben. Es ist erschreckend, wie sehr wir uns offenbar an die immergleichen Interview-Satzbausteine der Bundesliga gewöhnt haben, wenn wir bei Aussagen wie denen von Erdmann, Klos und Müller schon Freudentränen in den Augen haben. Und dennoch müssen wir uns verneigen vor ihren herrlich offenen Aussagen, die wie eine Kerze am Ende der endlosen Phrasenhölle flackern. Bevor sie endgültig verglimmt, bleibt uns noch noch eine Bitte an alle Bundesliga-Profis: Nehmt doch auch mal den Kleiderbügel aus dem Trikot und sagt das, was ihr sagen wollt. Nicht das, was ihr denkt, was ihr sagen sollt.
Und liebe Dortmunder, bevor ihr nun eure Fingergelenke durchdrückt, um Dennis Erdmann in einer beliebigen Kommentarspalte die Leviten zu lesen, lasst euch noch einmal auf der Zunge zergehen, was Dennis Erdmann über euren Ciro Immobile gesagt hat: „Ich hab ihn mit ein paar Sprüchen malträtiert. Da hat er mir immer wieder erzählt, was er verdient. Das ging in den Millionenbereich. Da habe ich dann meine Klappe gehalten.“ Und nun denkt mal nach, wie ihr reagiert hättet, wenn so etwas einer von euren Jungs zu Cristiano Ronaldo gesagt hätte. Zum Beispiel Kevin Großkreutz. Ihr würdet das denken, was wir denken. Danke dafür, geiler Typ!