Auf ungewöhnliche Art und Weise bedankt sich Eintracht Braunschweig bei Aufstiegscoach Marco Antwerpen: Der Verein setzt den Trainer vor die Tür. Weshalb das nur auf den ersten Blick erstaunlich ist.
Dann kam die Unterbrechung, von der wohl kein Verein im deutschen Profifußball so stark profitierte wie Eintracht Braunschweig. Die Pause kam zum sportlich gesehen richtigen Zeitpunkt. Außerdem wurden die Schwächen des Kaders in der neuen Situation zu entscheidenden Stärken. Der für den normalen Spielbetrieb viel zu große Kader erwies sich im engen Spielrhythmus der Restsaison als großer Vorteil. Auch die Austragung von Geisterspielen kam dem BTSV in dieser Situation eher gelegen. Die Eintracht-Fans können eine sehr wichtige Stütze sein, nach derart blutleeren Auftritten wie in Rostock aber auch eine Bürde.
Doch auch dank der Arbeit von Marco Antwerpen konnte der Verein derart großen Nutzen aus der Pause ziehen. Viele Spieler, die vor der Pause eher lustlose Auftritte hingelegt hatten, erwiesen sich mit Wiederbeginn als tragende Säulen. Allen voran Martin Kobylanski, der in den ersten zwölf Begegnungen unter Antwerpen viermal, in den elf Spielen nach der Unterbrechung dann aber gleich zwölfmal traf. Es gelang, charakterlich als schwierig geltende Spieler wie den in Karlsruhe ausgemusterten Marvin Pourié oder eben Kobylanski wieder zu einem intakten Mannschaftsgefüge zusammenzuschweißen.
Antwerpens mutige Entscheidung, mit zwei unterschiedlichen Startaufstellungen in Mittwochs- und Samstag-Spiele zu gehen, erwies sich als goldrichtig. Mantraartig wiederholte er auf jeder Pressekonferenz das Zauberwort Belastungssteuerung, mit der die Mannschaft schließlich die erfolgreiche Aufholagd meisterte. Auch der Erfolg des anfangs sehr umstrittenen Torwartwechsels zu Marcel Engelhardt, der in der Vorsaison einige Unsicherheiten und Fehler zu verantworten hatte, ließ seine Kritiker leiser werden. Engelhardt erwies sich als starker Rückhalt und hatte mit teils spektakulären Paraden Anteil am Erfolg im Saisonendspurt. Die Bilder der Aufstiegsfeierlichkeiten lassen erahnen, dass Marco Antwerpen gegen Ende seiner Amtszeit gutes Ansehen in der Mannschaft genoss. In der Krise erbrachte Marco Antwerpen ohne Frage eine außergewöhnlich Leistung.
Eine Leistung, die er nach der Sommerpause mit selbst ausgesuchten Neuzugängen hätte untermauern können. Dass ihm diese Chance nun verwehrt wird, mag manch einer für unfair erachten. Dennoch gab es in der Vergangenheit Trainerabgänge zwischen Harz und Heide, die mehr betrauert wurden. Antwerpen vermochte nicht zu begeistern. Es gelang ihm nie, einen Nachweis zu erbringen, dass Eintracht für ihn mehr war als ein Arbeitgeber. Etwas, dass die Braunschweiger-Anhänger nicht erst seit Torsten Lieberknecht von ihren Trainern erwarten. Sinnbildlich für die kriselnde Beziehung zum Verein stand sein schlecht gelaunter Auftritt auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei der Spielvereinigung Unterhaching, als er zur Lokalmedienschelte ansetzte und von „Braunschweiger Befindlichkeiten“ redete.
Vielleicht wusste Marco Antwerpen schon damals, dass für ihn der Weg mit der Eintracht bald enden würde. Für ihn dürfte es auf jeden Fall ein Vorteil gewesen sein, dass auch die anstehenden Partien selbstverständlich Geisterspiele waren. Pfiffe gegen seine Person wären wohl vorprogrammiert gewesen. Nun geht er. Ohne Pfiffe, aber auch eben auch ohne Applaus.