Wieder scheitert der VfL Wolfsburg gegen Lyon. Woran liegt das? Und warum holen die Französinnen jedes Jahr den Titel? Fragen und Antworten zum Champions League-Finale.
Wie lief das Spiel?
Der Führungstreffer für die Französinnen aus der 25. Minute steht sinnbildlich für die erste Hälfte: Vor allem der Druck durch Lyons Offensive erschwerte den Wölfinnen den Spielaufbau, der sonst von langen Bällen aus dem Halbfeld geprägt ist. So setzte sich die auf Rechtsaußen positionierte Delphine Cascarino bis zur Grundlinie durch, legte in die Mitte ab, wo Eugénie Le Sommer am ersten Pfosten wartete. Den ersten Ball konnte VfL-Torhüterin Friederike Abt nicht festhalten, sodass Le Sommer ungehindert zurm 1:0 traf.
Kurz vor dem Pausenpfiff knallte Saki Kumagai nach abermals schwachem Defensivverhalten der Wolfsburger Spielerinnen den Ball aus 20 Metern halbhoch ins rechte Eck. Führung ausgebaut, Gang runtergefahren. Die Wölfinnen zeigten sich im zweiten Durchgang spielfreudiger und kreativer im Aufbau, Olympique Lyon ruhte sich bisweilen auf seiner Führung aus. In der Folge holte sich Alexandra Popp mehr Bälle aus den eigenen Defensivreihen ab und gestaltete gemeinsam mit Pernille Harder die Wolfsburger Angriffe. Einer davon sorgte für den ersehnten Anschlusstreffer.
Die Hoffnung auf das zweite Triple nach 2014 machten die Favoritinnen aus Frankreich zunichte, indem sie nichts mehr zuließen und kurz vor Schluss die Entscheidung schafften. Ein von Abt weggefausteter Eckball landete in der 88. Minute an der Strafraumkante bei Le Sommer, die einfach mal abzog. Auf Höhe des zweiten Pfostens stand die Ex-Wolfsburgerin Sara Bjork Gunnarsdottir und vollendete zum 3:1.
Der Treffer hatte eine besondere Note: Im Juli noch hatte Gunnarsdottir das Double mit dem VfL Wolfsburg gefeiert, im Finale traf die Isländerin nun gegen ihre alten Mitspielerinnen. Dabei ist die Geschichte bei genauem Hinsehen gar nicht mal so irre: Ihr Wechsel zu den Französinnen stand bereits im Januar fest. Die UEFA erlaubte den teilnehmenden Vereinen, aufgrund der Pandemie ab dem Viertelfinale sechs Neuzugänge zu nominieren. Da Gunnarsdottir ihr letztes Champions League-Spiel im Achtelfinale für Wolfsburg bestritten hatte und im Juli nach Lyon wechselte, war alles regelkonform, aber dennoch kurios.
Warum war Wolfsburg so unterlegen?
Man könnte argumentieren, dass die frühe verletzungsbedingte Auswechslung von Sara Doorsoun eine gewisse Unruhe ins Wolfsburger Spiel brachte. Doch die Wölfinnen schienen schon zuvor ungeordnet. Vom Start weg zeigten sie sich unerwartet unkonzentriert und sichtbar nervös. Ein Fehlpass folgte auf das nächste Missverständnis, mit dem aggressiven Pressing der Französinnen kamen sie überhaupt nicht zurecht. Die Folge: unnötige und riskante Ballverluste. Auch Alexandra Popp, Kapitänin des Wolfsburger Teams, verwies hinterher auf die Kaltschnäuzigkeit der Französinnen, die auch in diesem Finale wieder mal den Unterschied machte.
Olympique Lyonnais störte den Spielaufbau der Wölfinnen sehr früh, stand extrem hoch im gegnerischen Feld. Das Team lief nicht nur die Defensiven, sondern auch Torhüterin Abt regelmäßig an und zwang die Spielerinnen so, ungenaue Bälle zu spielen. Doch auch Lyons eigene Defensive konnte jegliche Angriffsversuche der Wölfinnen unterbinden.