Im Spezialheft „Königsklasse“ porträtieren wir die Celtic-Ikone Jimmy Johnstone. Im Interview spricht sein Freund und Teamkollege Bertie Auld über Johnstones Dribblings, seine Späße und seine schwere Krankheit.
Jimmy Johnstone wurde zum besten Celtic-Spieler aller Zeiten gewählt. Er gewann mit dem Team 1967 sensationell den Europapokal der Landesmeister. Alle Spieler des Teams stammten aus dem Umkreis von Glasgow – auch Bertie Auld. Er spielte insgesamt zwölf Jahre für den Verein.
Herr Auld, wie würden Sie jemandem, der Jimmy Johnstone nicht hat spielen sehen, sein Können erklären?
Tja, wo soll ich da anfangen? Er war unglaublich, was ein Talent! Was für Fähigkeiten! Wenn wir auf dem Platz in Schwierigkeiten gerieten, konnten wir ihm immer den Ball zuspielen, um durchzuschnaufen. Wenn Sie sich heute Messi oder Ronaldo anschauen, dann staunen Sie. Aber ganz ehrlich: Jimmy bräuchte sich vor diesen beiden nicht verstecken.
Er war ein unglaublicher Dribbler. Wie war das für Sie als…
… unglaublich, der Junge hatte dieses Geschenk, diese Ballbehandlung. Manchmal wirkte es, als würde es zwei Bälle auf dem Platz geben. Einen, mit dem wir anderen spielten, und einen, mit dem er zauberte. Es ging ihm um die Unterhaltung der Zuschauer, aber auch immer um den Erfolg. Keiner seiner Tricks war nur für die Galerie, sondern hatte immer einen Zweck.
Viele sagen über ihn: Je größer die Zuschauerzahl, desto besser spielte er.
Wir trugen unsere Spiele sehr oft im Hampden Park aus, weil unser Stadion dem Zuschauerandrang nicht gewachsen war. Jimmy unterhielt die Massen, er war wie gemacht für sie. Sein bestes Spiel war das Abschiedsspiel von Di Stefano. Nach der Partie erhoben sich die spanischen Fans von ihren Sitzen – und zwar nur für einen Mann. Dieser Mann war Jimmy Johnstone.
Nach dem Abpfiff hielt er den Ball wie eine Trophäe in die Höhe.
Ja, das habe ich gesehen. Die Spieler von Real fühlten sich beschämt, aber ich will Ihnen eines sagen: Der Ball dieses Spiels gehörte einfach Jimmy. Jeder, der bei diesem Spiel zugegen war, musste anerkennen, dass Jimmy diesen Ball mitnehmen musste.
Vor dem Finale der Landesmeister soll er im Spielertunnel die Spieler von Inter gefragt haben: „Wissen eure Mütter, dass ihr heute später nach Hause kommt?“
(lacht.) Ja. Aber er hat nie einen Gegner unterschätzt oder verhöhnt. Er machte einfach nur seine Witzchen, das gehörte zu seinem Charakter. Jimmy war immer für einen Spaß zu haben. Bei Mannschaftsabenden schnappte er sich das Mikro und sang den ganzen Abend durch. Doch verstehen Sie mich nicht falsch: Wenn es auf den Platz ging, war er todernst. Er hatte diese Gewinnermentalität, so wie wir alle.
War er denn nie nervös vor dem Spiel?
Nie. Er war selbstsicher, allerdings nie arrogant. Jimmy wusste immer, was er seinen Mitspielern verdankte, er war ein echter Teamspieler. Je älter er wurde, umso mehr Übersicht und Spielverständnis gewann er dazu. Er war majestätisch. Jimmys Spiel hatte von allem etwas. Diese individuelle Klasse kombiniert mit einem sehr mannschaftsdienlichen Spiel.