Uli Hoeneß ist wieder frei. Richtig weg war eigentlich nie. Was wird jetzt aus dem ehemals mächtigsten Mann des deutschen Klub-Fußballs?
Wer die Anzeichen seiner Wiederauferstehung aus der Anonymität der Haft sehen wollte, wurde schon in der Adventszeit fündig. Hoeneß rief als Privatmann bei einem regionalen Radiosender an und spendete live über den Äther 10.000 Euro für hilfsbedürftige Kinder. Keiner im deutschen Fußball beherrscht das Spiel mit den Medien besser als er.
Das Bild des großzügigen Wohltäters
Schwer zu ermessen, wie grausam für ihn neben der verschlossenen Zellentür vor allem sein öffentliches Schweigen war, das er sich über Monate auferlegen musste. Sein erstes Lebenszeichen entsprach jedenfalls ziemlich genau dem Bild, das Uli Hoeneß nur allzu gerne von sich zeichnet. Dem des großzügigen Wohltäters, der sein Tun nicht an die große Glocke hängt. Kleiner Sender, große Summe. Nur war ihm selbstverständlich bewusst, wenn er on air seinen Klarnamen nennt, wie rasant sich die Nachricht in Zeiten digitaler Medien verbreitet.
In der Erklärung der Augsburger Richter, die ihn nun so ungewöhnlich früh aus der Haft entlassen, wird neben dem äußerst „günstigen sozialen Empfangsraum“ erwähnt, dass er mit der Zahlung von 43 Millionen Euro den von ihm angerichteten Schaden wiedergutgemacht habe. Normalerweise ist die bayerische Staatsanwaltschaft bei derartig umfassenden Vergehen weitaus weniger großzügig. Hoeneß gereicht hier also offenbar erneut ein Mittel zum Vorteil, das dem kleinen Mann von der Straße, nicht zur Verfügung steht: Wer viel hat, kann viel geben.
Gibt es so etwas wie den Promibonus?
So schlüssig die Erklärung seiner vorzeitigen Freisetzung für Hoeneß’ beglückte Anhänger klingen mag, es bleibt doch ein fader Beigeschmack bei all jenen, die sich von Beginn in diesem Verfahren unsicher waren, ob für den prominenten Delinquenten dieselben rechtlichen Voraussetzungen gelten, wie für Otto Normalverbraucher.