Uli Hoeneß ist wieder frei. Richtig weg war eigentlich nie. Was wird jetzt aus dem ehemals mächtigsten Mann des deutschen Klub-Fußballs?
Wie auch immer, die Entscheidung steht. Und glaubt man den Boulevardmedien, wird sich der einstige Zampano bis zum Sommer Gedanken machen, wie er weitermacht. Präsident Karl Hopfner hat angekündigt, nicht gegen Hoeneß zu kandidieren, wenn er wieder ins Präsidentenamt will. Ob der Welt- und Europameister als vorbestrafter Steuersünder und Ex-Gefängnisinsasse auch erneut den Vorsitz des Aufsichtsrates übernehmen wird, müssen Vertreter von Allianz, Audi und Adidas entscheiden, deren Arbeitgeber teure Anteile am FC Bayern besitzen. Juristische Bedenken gäbe es keine, moralische…nun ja.
Tenor der Bundesliga: jeder verdient eine zweite Chance
Die ersten Reaktionen aus der Branche ließen nicht lange auf sich warten. BVB-Boss Hans Joachim Watzke, ungewohnt kuschlig („Ich freue mich persönlich für Uli Hoeneß, dass er vorzeitig entlassen wird und wir uns bald im Stadion wiedersehen“), eröffnete den Reigen an Sympathiebekundungen, die in den nächsten Tagen aus allen Ecken des deutschen Fußballs kommen werden. Voraussichtlicher Tenor: Er hat seine Strafe verbüßt, jeder verdient eine zweite Chance.
Die Frage ist also nicht, ob er weitermacht, sondern lediglich in welcher Funktion und mit welchem Aktionsradius. Denn wer Uli Hoeneß kennt, weiß, dass ihm sein Naturell eigentlich verbietet, eine Aufgabe in stiller, opferbereiter Emsigkeit, ohne die vorpreschende Emotion und den typisch bajuwarischen Bäm-Effekt zu versehen. Der florierende Weltkonzern FC Bayern und sein maßgeblicher Vordenker Hoeneß selbst müssen sich also fragen, inwieweit sich eine Personalie mit so einem Vorleben noch in Einklang mit der Firmenkultur bringen lässt und der Außenwirkung, die dieser Klub weltweit haben will, förderlich sein kann.
„Ich komme wieder!“
Uli Hoeneß ist wieder da. „Das war’s noch nicht. Ich komme wieder.“ Was damals wie eine Verheißung klingen sollte, entpuppt sich jetzt auch als Drohung. Für die Sportjournaille ist Hoeneß stets eine gute Nachricht, denn wo er ist, war bislang immer mächtig was los. Ob es auch für den FC Bayern München eine gute Nachricht ist, müssen die Verantwortlichen entscheiden. Auch der Mann, der fast vierzig Jahre lang der Hauptverantwortliche dieses Vereins war: Uli Hoeneß.