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Seite 2: „Sie sind auf dem richtigen Weg“

Kann man denn von einem gesamten Umdenken im Verein spre­chen?

Ich kann von außen nur beur­teilen, dass die Kün­di­gung von Daniel Frahn sehr kon­se­quent ist. Der Klub wurde offenbar zu einem starken Umdenken bewegt, inso­fern liegt in so einer Kata­strophe wie dem Haller-Gedenken auch eine Chance. Indem der Verein das Ruder her­um­reißt.

Und von­seiten der Fans?

Im Früh­jahr wurde die Gruppe CFC-Fans gegen Ras­sismus“ gegründet. Dass es diese Initia­tive gibt, ist Gold wert. Bisher war Chem­nitz einer der wenigen Stand­orte im deut­schen Fuß­ball, an dem es über­haupt keine anti-ras­sis­ti­sche Fan­in­itia­tive gab. Es fehlte bisher ein Gegen­ge­wicht, zivil­ge­sell­schaft­li­ches und anti-ras­sis­ti­sches Enga­ge­ment. Wenn der jetzt langsam ent­steht und vom Verein lang­fristig geför­dert und gestützt wird, dann sind sie auf dem rich­tigen Weg.

Wie geht es mit dem Verein weiter? Kann das ram­po­nierte Image von dem Raus­wurf pro­fi­tieren?

Ich würde das nicht nur auf einen Image­ge­winn beschränken. Wenn ein Verein einen seiner Top-Spieler auf­grund sol­cher Vor­fälle kün­digt, hat offen­sicht­lich ein starkes Umdenken im Verein selbst statt­ge­funden. Und wichtig ist, dass solche Dinge mitt­ler­weile viel kri­ti­scher behan­delt werden, als noch vor einem halben Jahr. Der Image­ge­winn ist nur eine Folge davon.

Scheinbar wird Daniel Frahn in rechten Fan­kreisen gerade zum Mär­tyrer erkoren. Wird er eine neue Sym­bol­figur für rechte Fans?

Das ist mög­lich. Die Frage ist: Will Daniel Frahn noch weiter Fuß­ball spielen? Er hätte ja even­tuell noch ein paar Jähr­chen, auch im höheren Fuß­ball­be­trieb. Die Frage, ob er eine neue sport­liche Heimat findet, hängt wahr­schein­lich sehr eng mit der Frage zusammen, wie er sich in den nächsten Tagen ver­hält.

Manche Fans meinen, dass der Chem­nitzer FC diese wei­tere Ent­glei­sung von Daniel Frahn zum Vor­wand genommen hat, sich eines gut bezahlten Spie­lers zu ent­le­digen. Der Verein ist finan­ziell nicht auf Rosen gebettet.

Dass der CFC finan­zi­elle Que­relen hat, ist zwar bekannt, aber so detail­liert kann ich das nicht beur­teilen. Und es ändert auch nichts daran, dass die Ent­schei­dung, ihn zu kün­digen, richtig ist. Das macht den poli­ti­schen Anteil, die Hal­tung dahinter, nicht weniger wert­voll. 

Robert Claus wurde 1983 in Ros­tock geboren und stu­dierte Euro­päi­sche Eth­no­logie und Gender Stu­dies an der Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin. Er gilt als Experte für Rechts­extre­mismus und Hoo­li­ga­nismus. 2017 erschien sein Buch Hoo­li­gans. Eine Welt zwi­schen Fuß­ball, Gewalt und Politik“. Zur Zeit arbeitet er bei der Kom­pe­temzgruppe Fan­kul­turen und Sport bezo­gene Soziale Arbeit“ in Han­nover.