Unai Emery hatte als Spieler nie Erfolg – heute gilt der Spanier als einer der talentiertesten Trainer der Welt. Mit seinem FC Sevilla will er heute den Titel in der Europa League verteidigen.
Als Enkel eines Vogels hat Unai Emery nie fliegen gelernt. Dabei besaß er die besten Voraussetzungen. Sein Opa Antonio, genannt Pajarito, das Vögelchen, war in den Zwanzigern und Dreißigern eine Torhüterlegende bei Real Union de Irún. Auch sein Vater Juan schaffte es als Torwart zum Profi, genau wie einer seiner Onkel. Die Emery’s, das war immer eine Familie mit Torwartgarantie. Nur Unai wollte da nicht mitmachen.
Doch noch ganz oben – als Trainer
Er wurde lieber Linksaußen. Kein besonders erfolgreicher. Fünf Spiele, ein Tor, mehr ging nicht in der Primera Division. Er schlug sich durch die zweite und dritte Liga, überall in ganz Spanien versuchte er sein Glück und daheim, in Fuenterrabía, seufzten sie: Wäre er doch nur ins Tor gegangen.
Wenn sie jetzt zu Hause im Baskenland seinetwegen seufzen, dann nur vor Stolz und Entzückung. Unai Emery ist doch noch ganz oben angekommen – als Trainer. Mit dem FC Sevilla bestreitet er heute Abend in Warschau sein zweites Europa-League-Finale in zwei Jahren. Die Spanier sind Titelverteidiger und Favorit gegen die Ukraine von Dnjepr Dnjepropetrowsk. Ein Sieg würde auch einen Startplatz in der Champions League zur kommenden Saison sichern. Ob Unai Emery dann noch Trainer der Andalusier ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
Der Mann mit den tiefschwarzen Haaren und der markanten Nase ist 43 Jahre alt und auf dem Weg in die Liga der Supersupertrainer. Der Guardiolas, Mourinhos, Ancelottis, Wengers, van Gaals oder Pelegrinis.
„Ich danke Sevilla, dass ich hier sein darf“
Immer häufiger fällt sein Name, wenn einer der internationalen Schwergewichte mal wieder einen Trainer sucht. Der AC Mailand soll interessiert sein und weil bei Real Madrid nicht alle wirklich glücklich sind über die Aussicht, Rafael Benitez demnächst an der Seitenlinie im Bernabeú zu sehen, fiel in den vergangenen Tagen immer häufiger der Name Unai Emery. Die Sportzeitung „Marca“ spielte am Dienstag Wettbüro und bot den Lesern bei einem Euro Einsatz nur noch drei zurück, sollte sich Reals Präsident Florentino Perez im letzten Moment gegen Benitez und für Emery als neuen Trainer entscheiden. Auch wenn dieser jüngst erst schmachtete wie ein verliebter Minnesänger: „Jeden Tag, an dem ich aufwache, danke ich Sevilla dafür, dass ich hier sein darf.“
Emery wird im Sommer trotzdem zu den umworbendsten Trainern in Europa gehören. Nicht nur die jüngsten Erfolge mit Sevilla sprechen für ihn. Er ist jung, charismatisch, besitzt ein einnehmendes Wesen, viel Energie und gilt als akribischer Arbeiter und gewiefter Taktiker. Außerdem ist er, abgesehen vom einem misslungenen Engagement bei Spartak Moskau, international noch nicht verbrannt. „Seine große Stärke ist, dass er das Spiel hervorragend lesen kann. Wenn etwas nicht funktioniert, ist er sich nicht zu schade, seinen Plan von einen Augenblick auf den nächsten zu verwerfen und alles umzustellen“, sagt Xabier Ferrero. Der Journalist aus Almeria hat schon vor sieben Jahren ein Buch über den Trainer geschrieben. „Ein Kind namens Unai Emery.“