Unaufhaltsam schreitet die Digitalisierung voran und macht auch vor dem Amateurfußball nicht Halt. Ein englischer Siebtligist will seine Gegner nun mit künstlicher Intelligenz schlagen.
„Basierend auf deinen Informationen würde ich ein 4−2−3−1 vorschlagen“, schallt es aus einem etwa 40 Zentimeter großen Kasten in der Umkleidekabine des Londoner Klubs Wingate and Finchley FC. Sodann liefert die künstliche Intelligenz auch die Begründung für die Wahl des – zugegebenermaßen nicht besonders innovativen – Spielsystems: „Diese Formation ist flexibel, ausbalanciert und eine der gebräuchlichsten im modernen Fußball.“
Doch der kleine Kasten, den ein Team der größten Technikmesse Großbritanniens entwickelt hat, kann noch mehr: Auch Auswechslungen oder Taktikänderungen im Spiel selbst soll die künstliche Intelligenz abhängig vom Verlauf der Partie vorschlagen. Dazu muss der (menschliche) Trainer zunächst Attribute wie Stärken, Schwächen und die Fitness seiner Spieler in das System einpflegen. Mithilfe von Algorithmen errechnet der Computer dann aus diesen Parametern Antworten auf all die Fragen, die einen Fußballtrainer so umtreiben. Und auch für den Fall, dass dem Coach einmal die Phrasen ausgehen sollten, ist die Maschine gerüstet. Nach Aufforderung posaunt sie Motivationssprüche von Kevin Keagan oder anderen Fußballlegenden in die Welt.
„Die Grundlagen des Fußballs sind die gleichen, ob sie nun von einem virtuellen oder einem menschlichen Trainer kommen“, sagt Dave Norman, der Manager des Klubs. Gegenüber der britischen Presseagentur PA ergänzt er: „Es ist sehr interessant, wenn Trainer im Amateurbereich mit künstlicher Intelligenz zusammenarbeiten und so ihr Verständnis des Spiels weiterentwickeln können.“
Zugleich betont Norman, dass der menschliche Trainer in Sachen Aufstellung und Taktik nach wie vor das letzte Wort haben soll: „Es wird die Fußallpraxis nicht verändern und es wird auch den Trainer nicht ersetzen.“
Seine Feuertaufe wird das System am 8. Februar bei der Siebtliga-Partie gegen Whitehawk feiern. „Ich denke, es wird enorm zu unserer Vorbereitung auf das Spiel beitragen und uns hoffentlich dabei helfen, drei Punkte einzusacken“, sagt Norman. Vielleicht sollte er zusehen, dass es nicht zu viele Punkte werden, die das Team mithilfe der künstlichen Intelligenz holt. Nicht, dass er irgendwann doch überflüssig wird.