Kurz vor Weihnachten der letzten Saison war David Abraham Fußballdeutschlands Buhmann. Dabei ist Frankfurts Kapitän viel mehr als der plumpe Treter, für den ihn alle halten.
Wir schreiben Freitag, den 9. Dezember 2016, der 14. Spieltag der Saison 2016/17, Eintracht Frankfurt empfängt die TSG Hoffenheim. In der 32. Minute wird Sandro Wagner auf der linken Angriffsseite geschickt. Der Frankfurter Abwehrchef David Abraham geht ins Laufduell, scheint alles unter Kontrolle zu haben – und rammt Wagner dann mit Anlauf den Ellenbogen ins Gesicht, dass Macho Man Randy Savage vor Neid erblasst wäre.
Um kurz nach 21 Uhr geht ein Schrei durch das Waldstadion – und tags darauf durch die gesamte Bunderepublik. „Mit 95 km/h“ habe Abraham zugeschlagen, diktiert Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann in die Blöcke der Journalisten, die Aktion sei „völliger Wahnsinn“ gewesen. Und Niko Kovac muss zugeben: „Das war eine klare rote Karte, da müssen wir nicht drüber diskutieren.“ Stattdessen entschied Schiri Dingert auf Offensivfoul.
Den Platzverweis kassiert dafür kurz vor Schluss Timothy Chandler nach einer Rudelbildung. Insgesamt spielt Frankfurt 27 Mal Foul an jenem Freitagabend, die Sportbild meint, „Jagdszenen in Frankfurt“ gesehen zu haben, spricht vom „Gift-Gipfel“ und dem „schmutzigsten Bundesligaspiel des Jahres“. Immer im Zentrum der Kritik: David Angél Abraham und sein linker Ellenbogen.
Ist der Ruf erst ruiniert?
Spätestens nach dem wenig attraktiven 0:0 hat die SGE ihren Ruf als Tretertruppe weg. Die verbleibende Saison kann die Eintracht so guten und fairen Fußball spielen, wie sie will – was sie zugegebenermaßen nicht immer tut –, immer stehen die Fouls im Fokus. Das wird ihr aber ebenso wenig gerecht wie David Abraham.
Frankfurt spielt nach einer erfolgreichen Hin- eine unglückliche Rückrunde, schließt die Saison auf Rang 11 ab, erreicht das Pokalfinale und verkauft sich in Berlin teuer gegen den BVB. Immer dabei: Dauerbrenner Abraham. In der Bundesliga verpasst er nur vier Spiele, einmal verletzt, einmal gelb- und zwei Mal Rotgesperrt nach einer Notbremse. Frankfurt verliert jedes einzelne davon.
Auch im Pokal steht er immer in der Startelf, drei Mal über 120 Minuten. Das alleine zeigt schon, wie wichtig der Argentinier, der auch einen italienischen Pass hat, für Niko Kovac und die Eintracht ist. Woche für Woche hält er die Dreier- beziehungsweise Fünferkette zusammen, ist in den unterschiedlichsten Aufstellungen die Defensivkonstante.