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Seite 2: Toastbrot im Sturzregen

Fail Fast, Fail Often.“
Seth Godin von Squidoo“ – oder Rudi Vata?

Am ersten Spieltag verlor Cottbus gleich 1:3 in Bremen. Wie zu erwarten war. Dann: zuhause 1:4 gegen den BVB. Dritter Spieltag: Bei Schalke ver­liert man 0:3. Nach drei Spiel­tagen hatte Energie null Punkte auf dem Konto und 2:10 Tore. Gegen Frank­furt gab es zuhause den ersten Sieg in der Bun­des­liga, aber der pro­phe­zeite Horror-Start war noch lange nicht vor­über: in Frei­burg verlor die Elf 0:4. So weit so erwartet. So schreck­lich es klingt: Es lief für alle Betei­ligten nach Plan. Zugleich schien alles impro­vi­siert, die Abwehr um Rudi Vata war löchrig ohne Ende. Es musste dem Abwehr­chef jedes Mal so vor­ge­kommen sein, als hätte er im Sturz­regen ein unver­packtes Toast­brot heil nach Hause zu bringen.

Die Experten sahen sich bestä­tigt, und in Cottbus selber hatte man ohnehin gewusst, dass man es schwer haben würde. Am achten Spieltag, dem 14. Oktober 2000, aber ver­irrten sich die großen Bayern in die Lau­sitz („Sen­sa­tion“) und wurden dort mit 1:0 nach Hause geschickt („Sen-sa-tion!“). Ein Tag, so groß wie das Leben selber. Wer dachte, dass das jetzt der Start­schuss zu einer Auf­hol­jagd bedeu­tete, der wurde ent­täuscht: Am nächsten Spieltag verlor Cottbus bei der Hertha. Nach einem Drittel der Saison stand das Team auf einem uner­war­teten 15. Platz, der erste Nicht­ab­stiegs­rang, und den sollte Energie bis zum vor­letzten Spieltag auch ver­tei­digen, letzt­lich sogar noch mit dem VfB Stutt­gart tau­schen und am Ende Vier­zehnter werden. Die Lehre: Das Cottbus aus dem Jahr 2000 war ein work in pro­gress.


It’s very easy to be dif­fe­rent, but very dif­fi­cult to be better.“
Apple“-Designer Jona­than Ive – oder Energie-Manager Klaus Sta­bach?

Dass sein Team anders sein würde, war Klaus Sta­bach von Anfang an klar. Dass er aus beschei­denen Mit­teln das meiste heraus holen müsste eben­falls. Es ist eine Sache, als bunter Hund in die Geschichte ein­zu­gehen. Es ist eine andere, damit auch Erfolg zu haben. Er holte im Sommer 2000 ein wirr wir­kendes Kol­lektiv an Spie­lern nach Cottbus, von denen man eher erwartet, dass sie einem in der Fuß­gän­ger­zone Brat­wurst oder bat­te­rie­ge­trie­benes Spiel­zeug andrehen, Typen die so wirkten, als wären sie mit dem nächsten Jahr­markt ver­schwunden. Der durch­schnitt­liche Spieler in Klaus Sta­bachs Erst­liga-Team war ein mit Tesa und Spucke zusam­men­ge­flickter drei­ßig­jäh­riger Söldner. Wie kreativ war Sta­bach? Nun, wer denkt, dass seine Mutter schon pfiffig ist und ihre Pay­back-Punkte hier und da ein­setzt, das Auto nur im Not­fall nimmt und die Spe­zia­lität Auf­lauf“ expo­nen­tiell zu stei­gern weiß, der hätte Klaus Sta­bach sehen sollen, wie er in Ost­eu­ropa ele­gan­tere Deals geschwungen hat als der eigene Nachbar mit dem Snake-Tattoo auf dem Unterarm.

Man bekam einen Ein­blick in das, was sich in den ost­eu­ro­päi­schen Ligen tat, und man ver­stand, warum man sich nicht näher damit beschäf­tigte. Klaus Sta­bach erschloss aggressiv neue Märkte. (Übri­gens eine Her­an­ge­hens­weise, der sich bald auch bei­spiels­weise Nürn­berg erfolg­reich bediente, die in einer ähn­li­chen Aktion Marek Mintal und Robert Vittek aus­bud­delten.) Am 6. April 2001 war es dann soweit: Der FC Energie wurde der erste Bun­des­liga-Klub, dessen Start­for­ma­tion aus­schließ­lich aus aus­län­di­sche Spie­lern bestand. Sorry, St. Pauli. Aber der FC Energie war das erste wirk­lich bunte Team der Liga.