Lange Zeit galt Marco Reus als jemand, dem das Pech anhaftete. In dieser Saison ist alles anders. Auch weil sich Reus längst zu einem Führungsspieler entwickelt hat.
Liegt das alles an Lucien Favre, unter dem Reus einst Deutschlands Fußballer des Jahres wurde und der ihn im August zum neuen Kapitän der Borussia ernannte? Oder liegt es an Reus selbst?
Reus bezieht Stellung
Denn so gut er derzeit auch spielt, fast noch beeindruckender als seine sportlichen Leistungen ist sein Auftreten. Nach der überraschenden Niederlage in Düsseldorf stellte sich der Kapitän als Erster den Kameras und fand so kritische Worte, dass selbst sein Trainer verblüfft wirkte. Und das von einem jungen Mann, der noch vor wenigen Jahren bei Interviews so verhuscht rüberkam, dass einige Beobachter seinen bizarren Führerschein-Skandal mit panischer Angst vor Prüfungen erklärten.
Was immer der Hintergrund gewesen sein mag, Reus machte sich mit dieser Affäre keine Freunde. Auch nicht in Dortmund, wo ihm die Fans lange Zeit seltsam reserviert gegenüberstanden. Zwar war er keineswegs unbeliebt, aber als gebürtiger Dortmunder hätte er eigentlich die Art von Identifikationsfigur sein sollen, die stattdessen Nuri Sahin, Neven Subotic oder Jakub Blaszczykowski darstellten. Oder natürlich der andere Ur-Dortmunder, Kevin Großkreutz. Bei dem gab es keinen Zweifel, dass durch seine Adern schwarz-gelbes Blut floss; bei Reus war man sich lange nicht so ganz sicher.
Respekt verdient
Ein Text, der im Oktober auf „Schwatzgelb.de“ erschien, beschreibt diese Zwiespältigkeit sehr treffend. „Es gibt kaum einen anderen Spieler“, heißt es dort, „der sich seinen Respekt vom Publikum in Dortmund derart verdienen musste wie Marco Reus.“ Aber es heißt eben „musste“, nicht länger „muss“. Denn Reus, der als unbestritten genialer Kicker schon lange in den Köpfen der Menschen war, ist inzwischen auch in ihren Herzen angekommen.
Wünschen wir ihm, dass er gesund bleibt und die Saison, die er bisher so geprägt hat, auch zu Ende spielen darf. Schließlich ist Marco Reus endlich mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort.