Mats Hummels sorgt sich um die Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga und vermisst echte Kontrahenten an der Tabellenspitze. Was für ein Unsinn.
Vorneweg: Mats Hummels hat recht. Natürlich sind die spanische und die englische Liga stärker und attraktiver als die Bundesliga. Was einerseits am Geld liegt wie in England, wo sich selbst Durchschnittsteams wie Stoke oder West Ham Spieler leisten können, die in Deutschland überall außer in München und in Dortmund (und womöglich bald in Leipzig) das Gehaltsgefüge sprengen würden. Und was, wie in Spanien, neben der Fülle an echten Superstars auch an der generellen Einstellung zum Spiel liegt. Dort wollen fast alle Mannschaften den Ball haben – selbst wenn sie mit diesem Ansatz bei Spielen in Madrid oder Barcelona auf die Schnauze fliegen. Und sich sieben Stück fangen.
Doch wenn dann beispielsweise in der Europa League Athletic Bilbao auf Hertha BSC trifft, dann findet Athletic Bilbao im Spiel zweier ähnlich starker Mannschaften auf Sicht eben Lösungen. Und gewinnt. Das war, zumindest in den vergangenen 20 Jahren, meistens so und sollte eigentlich kein Grund sein, sich fassungslos an den Kopf zu fassen. Dass sich in dieser Saison mit eben jener Hertha, Köln und Hoffenheim darüber hinaus noch drei Teams international versuchten, die bei aller Liebe (für zumindest zwei der Teams) eher nichts in Europa verloren haben, darf man ebenfalls nicht vergessen. Zumal diese Tatsache ja eigentlich ein Grund ist, sich zu freuen. Weil sie doch gezeigt hat, wie spannend und ausgeglichen die Bundesliga eigentlich ist. Wenn, ja wenn es diese Bayern nicht gäbe.
Wer will denn Bitteschön NOCH ein Team, das jedes Spiel gewinnt?
Denn Nationalspieler Hummels stellte in dem Interview, das er „RTL Nitro“ Anfang der Woche gab, auch einen anderen, ausnahmslos richtigen Punkt fest: Derzeit gibts es keine zweite und erst recht keine dritte Mannschaft, die ähnlich konstant punktet wie Bayern. Was zugegebenermaßen und einerseits keine sonderlich knifflige Erkenntnis ist, wenn man in der Lage ist, eine Bundesligatabelle zu durchdringen. Und was andererseits im Umkehrschluss ohnehin ätzend wäre. Denn wer will denn Bitteschön NOCH ein Team, das jedes Spiel gewinnt?
16 Punkte sind es mittlerweile, die die Bayern von der zweitplatzierten Mannschaft aus Leverkusen trennen, die man mit dem Wort Verfolger nicht verhöhnen sollte. Weswegen Hummels die eigene Tabellensituation aus „Wettkämpfersicht“ mit einem „Geschmäckle“ betrachtet. Wo genau diese Wettkämpfersicht war, als Hummels sich vor bald zwei Jahren dafür entschied, den einzigen Halb-Konkurrenten der Bayern zu verlassen, um sich dem schon damals viel besseren Team anzuschließen? Egal. Weil die Frage am Problem vorbeiführt.