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Seite 2: Sind Sie ein Sonderling, Herr Bendtner?

Man will sein Ver­trauen nicht ent­täu­schen, aber natür­lich kommt man nicht umhin, auch über sein Image zu spre­chen. Sind Sie ein Son­der­ling, Herr Bendtner? Stimmt es, dass Sie bei einem Test, bei dem Ihr Selbst­ver­trauen gemessen werden sollte, eine 11 erreichten, obwohl die Skala nur bis 10 ging? Haben Sie früher andere Kinder gemobbt? Sind Sie manchmal einsam? Der Fra­gen­ka­talog liegt jetzt, da man mit dem 1,95 Meter großen Bendtner in den Pres­se­raum geht, deut­lich schwerer in der Hand als die fünf Blatt Papier, aus denen er besteht.

Aber die Ein­stiegs­frage, die muss harmlos sein, als Eis­bre­cher: Ihr Lieb­lings­tier ist der Tiger, Herr Bendtner. Warum?

Nicklas Bendtner: Er steht am Ende der Nah­rungs­kette. Er frisst, um zu über­leben, ohne Mit­leid zu haben, er kennt es nicht einmal. Er ist der Räuber schlechthin, ein Tier von gefähr­li­cher Schön­heit.“

Das ist nun nicht gerade eine Eis­bre­cher­ant­wort. Man hat es hier offenbar mit dem Bun­des­li­ga­räuber schlechthin zu tun, einem Gesprächs­partner von gefähr­li­cher Schön­heit – und ist ange­kommen am Ende der Inter­view­nah­rungs­kette. Bendtner, der End­gegner, krem­pelt sich die Ärmel hoch und lächelt mali­ziös. Selbst im Sitzen ist er noch größer als man selbst im Stehen. Eine schwache Frage, und er frisst einen ein­fach auf und geht dann unge­rührt zur Mas­sage.

Als wollte er dieses Inter­view für sich ent­scheiden

Sein Son­nen­brille hat er natür­lich längst abge­setzt. 60 stra­pa­ziöse Minuten lang blickt er einem direkt in die Augen und in einen hinein, dorthin, wo er das kleine Hasen­herz seines schwäch­li­chen Gegen­übers ver­mutet. Er würde seinen Blick wohl nicht mal abwenden, wenn plötz­lich direkt neben ihm Dante mit dem VfL-Mas­kott­chen Wölfi Lam­bada tanzen würde. Kein noto­ri­sches Zupfen am Ohr­läpp­chen, wie es so viele seiner Kol­legen zeigen, wenn sie was sagen sollen, aber nicht können. Als wollte er einen nie­der­starren, ja, als wollte er dieses Inter­view für sich ent­scheiden. Wer zuerst blin­zelt, der ver­liert. Und man muss höl­lisch auf­passen, nicht nach­zu­lassen. Denn: Der Tiger kämpft bis zum Schluss.

Eine der letzten Fragen, gestellt schon mit dem Gefühl eines unter­le­genen Boxers, den nur der Gong noch retten kann: Kämpft der Tiger eigent­lich auch gegen sich selbst?

Wir­kungs­treffer: Bendt­ners Augen ver­engen sich zu Schlitzen, im Tau­meln plant er schon den Gegen­schlag. Man ver­sucht ange­strengt, nicht jetzt schon vom Stuhl zu fallen, man ist ja schließ­lich nicht Mogli und er nicht Shir Khan. Und das anmu­tige Mär­chen­pferd, das auf seinen Unterarm täto­wiert ist, verrät das nicht eine weiche Seite an ihm? Man betrachtet es, das beru­higt.

Nicklas Bendt­ners Ant­wort auf die letzte Tiger-Frage und viele andere steht in der neuen Aus­gabe von 11FREUNDE. Drei Tage nach dem Inter­view, in dem er sich noch über sein Reser­vis­ten­da­sein beklagt hat, spielt Nicklas Bendtner übri­gens von Anfang an und schießt ein Tor. Offenbar hat er sich dann doch noch durch­ge­setzt beim VfL Wolfs­burg. Wer ihm mal eine Stunde lang gegen­über gesessen hat, den kann das kaum über­ra­schen.