Bekanntlich ist ja nichts so beständig wie der Wandel. So gesehen ist hier also nichts Besonderes passiert. Aber dennoch: Für die Fans ist das neu, glich doch unser Verein einer Insel der Glückseligen. Der Fußball war wie die Region: nett, erfolgsverwöhnt, bieder. Selbst das Spiel selbst erinnerte nur noch selten an das legendäre Jahr 2008. Das hätte bei anderen Vereinen schon früher zu Konsequenzen geführt. Doch bei uns wurde nicht entlassen, bei uns wurde der Vertrag verlängert.
Hier geht alles seinen Gang. Wandel wird hier gleichgesetzt mit Besserung. Vielleicht hat man sich auch deshalb nicht von Rangnick getrennt. Wer weiß das schon? Nun ist er von sich aus gegangen und auch Gustavo ist weg – für viel Geld. So wurde aus dem Treter der Goldesel. A propos: Dietmar Hopp.
Die Rendite beträgt über 115 Prozent
Zurecht wird gefragt, in welcher Funktion er überhaupt mit dabei war. Offiziell gibt es ihn ja gar nicht. War er des Managers Schlagwortgeber und Zahlennenner? Interims-GF für Rotthaus/Briel? ROGON-Shareholder? Unerheblich. Fakt ist, er war dabei, Gustavo ist verkauft und die Rendite beträgt über 115 Prozent. Per anno!
Dennoch: War es wirklich das Geld? Ging es wirklich darum? Oder die von Herrn Hopp ins Spiel gebrachte Menschlichkeit, da man einem solchen Spieler eine solche Möglichkeit nicht verwehren dürfe? Per se hat er damit ja gar nicht mal so unrecht, aber das Dass steht ja gar nicht zur Frage, vielmehr das Wie. Und das Wann. So gesehen scheinen Geld und humanitas doch eher Sahne und Keks bei einem Cappuccino zu sein. Bleibt also das wahre Warum. Das Berauschende, das Momentum an diesem Deal scheint für den Verkäufer also nicht der schnöde Mammon zu sein, sondern der Käufer.
„Der Primus der Liga, das Maß aller Dinge des deutschen Fußballs, das Aushängeschild der Liga in Europa und der Welt, also der große, große FC Bayern will was von meinem kleinen Provinzverein? – Und das sofort und ohne viel Federlesens, dafür mit 15.000.000,00 €?“ Damit war Herr Hopp für sich wohl endgültig in der 1. Liga angekommen.
Das erste Opfer ist der Trainer
Und dann auch noch dieses Lob von deren Chef. Herr Rummenigge habe noch nie eine solche Seriösität bei Verhandlung erlebt wie mit Herrn Hopp. Das schmeichelt, das tut gut, da gibt man gern.
Das erste Opfer ist der Trainer (Als halbwegs guter Menschenkenner war klar, dass Rangnick dem Mäzen die Peinlichkeit ersparen würde, ihn zu feuern.), ein weiteres, weitaus schwerwiegenderes könnte nun der sportliche Erfolg sein, denn zweifelsohne wird Gustavos Weggang mit den bestehenden Spielern nur schwerlich zu kompensieren sein.
Aber so psychologisch klug das Lob auch ist, so überraschend ist es eigentlich. Der ach so korrekte FC Bayern verhandelte ja hier mit einem Menschen, den es in den de jure relevanten Papieren nicht gibt. Es darf bezweifelt werden, dass die Verhandlungen so stattgefunden hätten, hieße Dietmar Hoppowitsch.
Für die Fans ist das ein Schock. Aber warum? Weil sie erkennen müssen, dass es eine Liebe bei Babba Hopp gibt, die noch größer ist als die zu seinem Verein bzw. den Menschen in der Region: die Liebe zu sich selbst? Das ist nicht schlimm. Das ist eher normal und auch gesund. Für die Menschen hier aber neu. Und es ist unklar, ob dieser Wandel gleichbedeutend ist mit Besserung.
So gesehen ist der Jahresanfang für die Fans von 1899 Hoffenheim das Ende der Verklärung.