Dass Fußballer für unglaubliche Summen transferiert werden, wird inzwischen beinahe kritiklos hingenommen. Das ist fatal, findet Alex Raack.
Wann hat das eigentlich aufgehört, dass uns richtig unwohl wird, wenn ein Fußballer für mehr als 20 Millionen Euro den Verein wechselt? Dass wir uns im Büro an den Kopf greifen, wenn Real Madrid oder Newcastle United mehr Geld für einen Spieler ausgeben, als wir uns vorstellen können? Dass wir danach angeekelt mit unseren Kumpels beim Feierabendbier diesen geisteskranken Wahnsinn besprechen und uns auch dabei fragen, warum wir eine Sportart feiern, in der es größenwahnsinniger zugeht als beim Goldrausch am Klondike River?
257,4 Millionen Euro in einer Sommerpause
Jüngst hat Bayern München 30 Millionen Euro für Douglas Costa ausgegeben. Die TSG Hoffenheim verkaufte Roberto Firmino für 41 Millionen Euro an den FC Liverpool. Das sind zwar immer noch Peanuts im Vergleich zu jenem abstrusen Sommer 2009, als Real Madrid 257,4 Millionen Euro für Cristiano Ronaldo, Kaká, Xabi Alonso und Karim Benzema ausgab, aber immer noch eine so große Erdnuss, dass ein ausgewachsener Elefant daran ersticken würde. Wie soll man als durchschnittlich bezahlter Arbeitnehmer aus dem Mittelstand eine Summe von 30 Millionen Euro fassen können? Und vor allem: wie soll man es sich dann erklären, warum der FC Bayern so viel Geld für einen Brasilianer bezahlt, den wir bis vor wenigen Wochen nur flüchtig kannten?
Die Antwort auf beide Fragen lautet: gar nicht. Noch mehr: wir sollten wieder anfangen, uns darüber aufzuregen. Den Fußball, die Vereine und die Verantwortlichen zumindest wissen lassen, dass diese Summen absurd, lächerlich und extrem dreist sind. Dass es einfach nicht sein kann, dass wir für ein neues Trikot unseres Lieblingsvereins 80 Euro zahlen müssen, in mit Werbung zugekleisterten Stadien eine ähnliche Summe für den Eintritt bezahlen, um dann auch noch 15 Euro für Bier- und Bratwurstähnliche Dinge zu löhnen, für die man in jedem anständigen Kreisliga-Vereinsheim vermöbelt werden würde. Dass das Missverhältnis zwischen dem, was eine komplette Fußball-Saison den Fan inzwischen kostet und den Gehältern der Akteure so gravierend ist, dass wir uns offenbar aus Unverständnis dafür entschieden haben, den Irrsinn zu ignorieren, zu ertragen oder gar zu akzeptieren. Motto: So tickt der Markt eben.