Englische Medien und Fans verspotten seit Jahren den „Chancentod“ Emile Heskey. Nun feiert er mit 36 Jahren ein umjubeltes Comeback – und einer seiner Kritiker leistet Abbitte.
Frank Mill reichte eine einzige Aktion für die inoffizielle Vaterschaftsurkunde aller vergebenen Großchancen. Der Dortmunder setzte 1986 einen Ball freistehend vor dem Tor an den Pfosten. Wolfsburgs Junior Malanda eifert Mill in dieser Saison mit Fehlschussreminiszenzen munter nach, hat aber dennoch noch viel aufzuholen. Denn andere Spieler legten in der Bundesligahistorie schon eine ganze Serie an vergebenen Großchancen hin, um sich ins Gewissen der Fans zu stolpern. Menschen in Mönchengladbach, Gelsenkirchen und Köln raufen sich noch heute allein bei der Erwähnung der Namen Jörgen Petterson, Victor Agali oder Lilian Laslandes mit einem apathischem Blick die Haare.
„Er vergab die Chancen tagein, tagaus“
Doch glaubt man den Kollegen in England, dann hat sich keiner auf diesem Planeten derart um den Titel des ultimativen Chancentods verdient gemacht wie Emile Heskey.
„Über allem anderen ist es die Konstanz seiner Fehlschüsse, die Heskey so herausragen lässt: Er vergab die Chancen tagein, tagaus, mit dem rechten, mit dem linken Fuß und richtig spektakulär mit dem Kopf, wenn es so aussah, als habe er eben diese eine außergewöhnliche Fähigkeit, schon zwei Schritte vor allen anderen und vor der Flanke zu wissen, wie er die Chance vergeben wird.“
Ein Angreifer, der gar nicht angreift
So steht es in einer etwas ungewöhnlichen Laudatio auf dem Blog des „Guardian“, der Heskey außerdem die erste „falsche Neun der Geschichte“ nennt: „Ein Angreifer, der die Gegner damit verwirrt, dass er gar nicht angreift.“
Für die meisten englischen Fans wirkt der 5:1‑Sieg in München über Deutschland im Jahr 2001 noch etwas schmachvoller für den Erzrivalen, weil sogar Heskey an diesem denkwürdigen Abend den Ball tatsächlich ins Tor und nicht daneben schoss.
„5−1 and even Heskey scored“, singen die Anhänger seitdem. Nur einer der vielen kursierenden Witze in England: „Ein Asteroid hat die Erde um 201.000 Meilen verfehlt. Die Forscher nennen ihn ›Emile Heskey‹.“