An den kommenden Spieltagen laufen gleich mehrere Vereine, die vom Glücksspielsanbieter Sunmaker gesponsert werden, mit Sondertrikots auf. Um in der Corona-Krise eine Einheit mit Fans zu beschwören. Die Sache hat allerdings einen Haken.
Jetzt könnte man sagen, Sponsor ist Sponsor, Werbung ist Werbung, das gehört im Fußball eben dazu. Und ein bisschen Unterstützung ist besser als nichts. Laut Andreas wolle man mit diesem „Add-on“ eine Beziehung zu den Fans aufbauen. Doch die neue Verbindung zu den Anhängern hat seinen Preis: Mit der Liebe zum Verein werden Fans dazu gedrängt, ein Konto bei einem Glücksspielanbieter zu eröffnen, Geld einzuzahlen. Die Gefahr der Spielsucht wird mit dem guten Zweck der Aktion übertüncht. „Ich verstehe die romantische Seite“, sagt Thomas Andreas von Sunmaker. Und: „Die Aktion wird gut aufgenommen. Wir sehen einen Uplift.“
Dazu kommen weitere Punkte, die den Fans sauer aufstoßen dürften. Da wäre die Vermarktung auf den vereinseigenen Kanälen. Bis auf den etwas anderen Einsatz von Emojis und einem jeweils anderen Teilnahmecode ist der Text der Bekanntmachungen derselbe. Romantisch wie ein Liebesbrief, der per Copy and Paste geschrieben wird.
„Die Verwendung der halben Sonne war da schon eine Vorgabe.“
Und dann wäre da das Design der Trikots. In den Bekanntmachungen wird dem Sponsor gedankt, dass er die Brust freimache und auf das Logo verzichte. Der Witz dabei: Das ist gar nicht mal bei allen fünf Vereinen, die die Sonderedition bereits veröffentlicht haben, der Fall. Beim FSV Zwickau ist das Symbol des Wettportals über dem gewählten Slogan zu sehen. Beim 1. FC Magdeburg ist es hinter den Worten „Fußballclub Magdeburg“ eingefügt. Beim Halleschen FC ist es um 90 Grad gedreht neben der Stadtsilhouette und dem Wort „Chemie“ zu finden. Marvin Klotzkowsky, Leiter der Geschäftsstelle des FSV Zwickau, erklärt zu den Trikots: „Wir haben Sunmaker gefragt, wohin der Wunsch geht. Die Verwendung der halben Sonne war da schon eine Vorgabe.“ Das Ergebnis: Eine PR-Aktion unter dem Deckmantel der Fan- und Vereinsliebe.
Immerhin: Einige der Vereine nutzen die Möglichkeit auch in weiterem Umfang. Der VfL Osnabrück bietet das Sondertrikot zum Beispiel im Rahmen einer umfangreichen „Brückenbox“ an. So ist das Trikot auch ohne Teilnahme am Gewinnspiel erhältlich. Dafür müssen Fans des VfL aber auch 200 Euro für die Box hinlegen. Hansa Rostock wird einen Teil der Trikots zugunsten eines sozialen Projekts versteigern, dem „Hütte e.V.“. Auch der FSV Zwickau ist laut Marvin Klotzkowsky zumindest in Planungen, das Design als T‑Shirt in den Verkauf zu geben. Er ließ die Fans über den Spruch des Sondertrikots abstimmen – auch deshalb käme die Aktion bei den Zwickauer Fans wohl ganz gut an, meint Klotzkowsky. Einzeln zu kaufen ist bisher allerdings nur das Trikot des Halleschen FC.