Nach der Niederlage am vergangenen Montagabend gegen Stuttgart steckt der 1. FC Nürnberg mit 15 Punkten aus 16 Spielen im Abstiegskampf. Sechs Gründe, weshalb der ursprüngliche Aufstiegsaspirant dermaßen abgerutscht ist.
4. Taktische Ausrichtung
Häufig erwecken die Nürnberger derzeit den Eindruck, sich in ihren Partien geradzu hinten reindrängen lassen zu wollen und alles dafür tun, das Spiel über sich ergehen zu lassen. Nach Keller war diese Mauer-Taktik gegen die Schwaben allerdings genau der Plan. Nach dem Spiel am Montagabend sagte der 49-Jährige Folgendes: „Wir haben uns vorgenommen, tief zu stehen und Stuttgart viel Ballbesitz zu geben.“ Doch die Hoffnung, dass der VfB, mit dem Ballbesitz und der deutlichen Überlegenheit nichts würde anzufangen wissen, erwies sich als falsch – angesichts der stark besetzten Stuttgarter Offensive auch nicht gerade eine Überraschung.
Seine gerade etwas puristisch anmutende Fußball-Philosophie begründet Jens Keller mit dem Faktor Zeit: „Wir müssen schauen, wie wir mit dem Kader Punkte holen können. Dass wir ohne Vorbereitung nicht sofort meinen Fußball spielen können, ist klar. Wir probieren da hinzukommen, aber das geht nicht so schnell“, sagte Nürnbergs Trainer unlängst.
5. Mentale Verfassung
Auch das Spiel gegen den VfB zeigte wieder einmal: Dem FCN gelingt nach eigener Führung so gut wie überhaupt nichts. In den bisherigen 16 Spielen gab der Club schon 14 Punkte nach eigener Führung ab. Das Team stellt sich hinten rein und die Offensive findet nahezu überhaupt nicht mehr statt. Dazu kommt, dass ein Gegentreffer oftmals ausreicht, die Nürnberger komplett zu verunsichern. Johannes Geis sagte nach dem desaströsen Auftritt gegen Tabellen-Konkurrent Wiesbaden: „Jeder will, vielleicht ist der Kopf nicht frei oder es blockiert etwas, weil es einfach nicht einfach ist.“
6. Torhüter-Pech
Da hat man schon keine glücklichen Entscheidungen im Hinblick auf die Transfers getroffen und dann kommt auch noch Pech dazu. So scheint der Platz zwischen den Nürnberger Pfosten derzeit geradzu wie verflucht. Nach den Verletzungen von Stamm‑, Ersatz- und Reservekeeper musste der Club seine Torhüter-Position kurzfristig neu besetzen. Bei der Verletzung von Patric Klandt musste im DFB-Pokal-Spiel gegen Kaiserslautern zeitweise sogar Rechtsverteidiger Enrico Valentini als Torwart einspringen. Mit Christian Mathenia, der sich die Kniescheibe bei einer sensationellen Parade gegen St. Pauli brach, wird den Cluberern die etatmäßige Nummer 1 noch länger fehlen. Ein sehr schmerzhafter Verlust, der mit dem zuletzt notgedrungen verpflichteten Felix Dornebusch nicht wirklich kompensiert werden konnte. So sah der 25-Jährige beim dritten Gegentor alles andere als glücklich aus, als ihm Philipp Förster den Ball durch die Beine schob. Gerade einmal zwölf Zweitliga-Spiele hat Dornebusch bislang absolviert. Auch hier fehlt es den Nürnbergern also an Sicherheit und Stabilität.
Die nächsten zwei Spiele vor der Winterpause werden definitiv richtungsweisend für den Club und seine Saison. Zwei Heimspiele hat Nürnberg vor der Brust, mit Dynamo Dresden empfängt das Team sogar einen direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg. So oder so: Für die Franken heißt es in der Winterpause frieren. Es herrschen eisige Zeiten in Nürnberg.