Nach acht Spieltagen steht Union Berlin auf Rang fünf der Tabelle – und spielt auch noch ansehnlichen Fußball! Wie kann das sein? Fünf Gründe für den Berliner Höhenflug.
Ein Kruse allein macht noch kein Spitzenteam. Dass Kruse in Berlin so eingeschlagen hat, liegt auch an den Spielern, mit denen er zusammenspielt. Er profitiert vor allem von den schnellen Außenstürmern: Während Kruse sich häufig fallenlässt, agieren Unions Außenspieler eher tororientiert. Sie ziehen diagonal in die Mitte und fungieren als Abnehmer für Kruses Pässe hinter die Abwehrkette.
Im Spielaufbau wiederum verfügt Union gleich über mehrere Spieler, die den Ball überhaupt erst zu Kruse spielen – ein nicht zu unterschätzender Faktor. Mittelfeld-Motor Robert Andrich ist hier der entscheidende Mann, kein Unioner spielt mehr progressive Pässe nach vorne als er. Aber auch die Innenverteidiger Marvin Friedrich und Robin Knoche beherrschen den gepflegten Flachpass aus der Abwehr.
Die Spielstärke im Mittelfeld sorgt zugleich dafür, dass Union nicht komplett abhängig ist von Kruse. Gegen Köln war der Stürmer-Star lange Zeit kein Faktor, versteckte sich hinter dem gegnerischen Mittelfeld. Union kontrollierte dennoch das Spiel und kam über die Außen zu Chancen. Union ist eben nicht nur Kruse.
Trotz all der offensiven Stärken darf das Fundament des Berliner Erfolgs nicht vergessen werden: Auch in dieser Saison lebt Union von der starken Defensive. Sie haben die viertwenigsten Tore aller Teams kassiert, gerade einmal 8,6 Schüsse feuern ihre Gegner pro Spiel ab. Nur die Spitzenteams aus München, Dortmund und Leverkusen lassen weniger zu.
Union überzeugt besonders dann, wenn sie kompakt verschieben und den Zugriff im Mittelfeld suchen. Das Herausrück-Verhalten von Mittelfeld und Abwehr hat sich im Vergleich zur vergangenen Saison noch weiter verbessert. Union fängt jetzt mehr gegnerische Pässe ab und gewinnt mehr Bälle um den Mittelkreis. Auch ein hohes Pressing haben sie in ihr Repertoire aufgenommen.
Seit nunmehr sieben Spielen ist Union ungeschlagen. Was beeindruckend klingt, relativiert sich etwas, wenn man auf ihre Gegner blickt. Union traf zuletzt auf die fünf Teams am Tabellenende – Schalke, Köln, Bielefeld, Mainz und Freiburg – sowie auf die zwölftplatzierten Hoffenheimer. Die Spielplan-Macher haben Union einen leichten Saisonstart beschert. 14 Punkte aus diesen sechs Spielen sind dennoch eine Hausmarke.
Das bedeutet aber auch: Die dicken Brocken kommen erst noch. Vor Weihnachten muss Union noch gegen Frankfurt, Bayern und Dortmund ran, im neuen Jahr warten Wolfsburg, Leverkusen und Leipzig. Gut möglich, dass aus der Siegesserie schnell eine Sieglosserie wird.
Erst einmal wartet aber das Derby. Am Freitag in zwei Wochen trifft Union auf die Hertha. Sie werden als stärkster Berliner Klub in das Spiel gehen. Und das ist trotz des Spielplans eine große Überraschung.