Eintracht Frankfurt steht im Finale der Europa League. Unter anderem, weil Almamy Toure zum neuen Michaels Phelps wurde und Rafael Borré Hunger auf mehr machte. Konnte sich am Spiel nicht satt sehen: die Einzelkritik.
Kevin Trapp
Die deutsche Übersetzung seines englisch ausgesprochenen Namens war für die Londoner gestern Programm: Trapp wurde zur unüberwindbaren Falle – und schnappte immer wieder zu. Auch auf den unzähligen Sieger-Selfies machte er eine teuflisch gute Figur. Für uns steht fest: Wir würden freiwillig in Trapps Falle tappen.
Martin Hinteregger
Rein sportlich gesehen für ihn ein Abend wie eine Grapefruit: bitter. Musste schon nach wenigen Minuten verletzt raus, unterstützte dann kräftig von der Seitenlinie. Doch wie bei der Grapefruit gilt auch bei dieser Aufgabe: kann durchaus schmackhaft sein. Jetzt beginnt für die Eintracht das große Bangen, ob er im Finale dabei sein kann.
Evan Ndicka
Seine Leistung hat uns gezeigt: Ndicka muss Silbermond-Fan sein. In einem Song der Band heißt es nämlich: „Gib mir ‚n kleines bisschen Sicherheit.“ Und das tat der Innenverteidiger, der nach dem Hinteregger-Aus zum Abwehrboss wurde. Und wie. Handelte sich zwar relativ früh eine Gelbe Karte ein, da er allerdings wusste, dass es sich „mit leichtem Gepäck“ besser reist, blieb diese folgenlos. Für die Fans dürfte seit gestern in Bezug auf Ndicka endgültig feststehen: „Du bist das Beste was mir je passiert ist.“
Tuta
Sein Spiel wie zahlreiche Staaten nach der Dekolonialisierung: souverän. Gut in den Zweikämpfen, pushte seine Nebenleute und gewann viele Kopfballduelle.
Sebastian Rode
Einziger Kritikpunkt: Er wurde schon wieder permanent von RTL-Mann Hagemann „Seppl“ genannt. Ansonsten mit fehlerlosem Auftritt. Gut in der Defensive, viel Ruhe am Ball und stets um Ordnung bemüht. Deshalb würden wir uns vom „Seppl“ spätestens seit gestern bedenkenlos durch jede Berglandschaft führen lassen und uns vielleicht sogar im Jodeln versuchen.
Djibril Sow
Sie fragen, ob es gestern noch einen besseren Mittelfeldspieler als Rode gab? Sow ist es. Unglaublich, wie er vor der Abwehr staubsaugte, Jarrod Bowen und Co. immer wieder die Bälle klaute und die eigenen Angriffe einleitete.
Filip Kostic
Jeder HSV-Fan dürfte gestern mal wieder einen Knoten im Hirn bekommen haben: „Das soll der gleiche Typ sein, der bei uns damals kein Scheunentor getroffen hat?! Wenn das der Fall ist, was ist dann noch alles möglich? Ruft mich morgen Marcell Jansen an und verpflichtet mich für die neue Saison? Verpflichten wir im Sommer endlich mal einen Spieler, der bei uns nicht schlechter wird?? Und werden wir in dieser Saison vielleicht sogar mal nicht Vierter???“ Kostic jedenfalls machte das, was Kostic immer macht: Laufen und kämpfen ohne Ende, Flanken schlagen und seine Seite komplett im Griff haben.
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