Sollte Manuel Neuer bei der Weltmeisterschaft im Tor stehen? Diese Frage spaltet Fußballdeutschland. Dabei gibt es einige prominente Vorgänger, die nach einer Zwangspause mehr oder weniger erfolgreich auf den WM-Zug aufgesprungen sind.
Zico, WM 1986 in Mexiko, Knieverletzung
Neymar ist nicht der erste Zauberfuß, der den Brasilianern im Vorfeld eines großen Turniers Sorgen bereitet. 1986 laborierte Zico an den Nachwehen einer schweren Knieverletzung und hatte die Weltmeisterschaft in Mexiko schon abgeschrieben. „Ich hatte den Trainer schon darum gebeten, mich zu Hause zu lassen“, erzählte der begnadete Techniker später. Doch Nationalcoach Telê Santana leistete gute Überzeugungsarbeit. Zico fuhr mit und betrat in der 72. Spielminute den Rasen im legendären Viertelfinale gegen Frankreich.
Der weiße Pelé brauchte nicht mehr als 60 Sekunden, um einen Außenristpass wie einen Dolchstoß durch die französische Abwehrreihe zu treiben. Branco, der mitgelaufene Linksverteidiger, spitzelte den Ball an Joel Bats vorbei, blieb allerdings mit dem Fuß am französischen Keeper hängen: Elfmeter. Zico trat selbst an und scheiterte mit einem schwach getretenen Strafstoß an Bats. Später machte Brasiliens damalige Nummer 10 seine Sache vom Punkt zwar besser. Dennoch schied die Seleção im Elfmeterschießen aus.
David Beckham, WM 2002 in Japan & Südkorea, Mittelfußbruch
Wenn du den Gefoulten nach dem Spiel anrufst, um dich persönlich für deine Grätsche zu entschuldigen, dann muss es übel gewesen sein. So erging es Aldo Duscher, argentinischer Verteidiger von Deportivo La Coruna, der zwei Monate vor WM-Start Beckhams Mittelfußknochen durchgetreten hatte.
Für den damaligen Kapitän der „Three Lions“ begann ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem er ungewöhnliche Unterstützung vom englischen Boulevardblatt „The Sun“ erhielt. Die Zeitung druckte Beckhams Fuß auf ihre Titelseite und bat ihre Leser, für den lädierten Linken zu beten. Mit Erfolg: Beckham spielte ab dem zweiten Gruppenspiel durch und führte die Engländer unter anderem mit einem Tor gegen Argentinien bis ins Viertelfinale. Gegen den späteren Weltmeister Brasilien war dann Schluss.
Sami Khedira, WM 2014 in Brasilien, Kreuzbandriss
„Sami ist ein extrem guter Geneser“, versicherte Dr. med. Jo. Löw unmittelbar im Anschluss an Khediras Kreuzbandriss, den er sich im November 2013 bei einem Freundschaftsspiel gegen Italien zugezogen hatte. Für besagte Genesung blieben Jogis Lieblingssechser gerade mal sechs Monate Zeit. Dass ein Fußballspieler nach einem Kreuzbandriss sechs Monate später wieder voll belastbar ist, ist in etwa so wahrscheinlich wie ein WM-Finale zwischen Panama und Peru.
Khedira allerdings, der von seinem behandelnden Arzt als „perfekter Patient“ gelobt wurde, schuftete sich in der Reha mit schwäbischem Arbeitseifer auf den Platz zurück. Pünktlich zur WM war der damalige Madrilene startklar, glänzte im Halbfinale gegen Brasilien als Torschütze und Vorlagengeber. Nur im Finale machte die Wade zu. Dafür kann Khedira sich im Gegensatz zu Ersatzmann Christoph Kramer an das Endspiel erinnern.