Bastian Schweinsteiger wechselt nach Chicago in die MLS. Nach Jahren der Entbehrung ist das der einzig richtige Schritt für den letzten Gentleman.
Bastian Schweinsteiger. Dieser Typ Mensch, der seinen Sportwagen vermutlich am Brandenburger Tor abstellen könnte, einen schönen Tag in Berlin verbringen würde und am Abend genau an dieser Stelle in seinen Wagen einsteigen dürfte. Das Ordnungsamt würde nicht reagieren. Denn Bastian Schweinsteiger, und somit auch sein Sportwagen, sind in Deutschland unantastbar. Zurecht.
Klar, spätestens mit dem WM-Finale 2014 hat sich Bastian Schweinsteiger den ersten deutschen Heldenstatus seit, vielleicht, Hermann dem Cherusker verdient gemacht. Mit letzter Kraft, der offenen Wunde im Gesicht, auf dem Weg zur Ehrentribüne. Hätte sich Schweinsteiger in diesem Moment als Bundeskanzlerkandidat aufstellen lassen, Merkel und Schulz würden in diesem Moment nur noch um das Amt des Stellvertreters streiten.
Die Wandlung
Es war ja zugleich das Finale einer einzigartigen Wandlung. Vom pickligen „Schweini“, der zusammen mit Philipp Lahm und „Poldi“ bei der Europameisterschaft 2004 antrat und einem darbenden deutschen Fußball die einzige Hoffnungsspritze setzte.
Hin zum Kämpfer auf der Sechs, der für die Nationalmannschaft und den FC Bayern Spiele und Meisterschaften gewann. Der den entscheidenden Elfmeter im Champions-League-Finale dahoam an den Pfosten setzte und sich davon nicht beirren ließ. Der ein Jahr später nach einem genialen Finale doch noch die Champions-League-Trophäe durch Wembley trug.
Immer geliefert
An den Erwartungen an seiner Person ist Schweinsteiger nie zerbrochen. Er musste nicht zum Kapitän ernannt werden, um eine Mannschaft anzuführen. Wenn der Verein das Triple wollte, hat Schweinsteiger begonnen das Triple zu holen. Wenn ein Land endlich wieder Weltmeister werden wollte, hat Schweinsteiger die verdammte Trophäe organisiert. Und trotzdem musste er sich nach all dem lästige Nachfragen gefallen lassen, als er nach England ging. Als er längst allen alles bewiesen hatte.
Als Grandseigneur kam Bastian Schweinsteiger zu Manchester United, lebte damit seinen Kindheitstraum, und ließ sich sich auch von der unerwarteten Schmach nie demontieren.