Heute vor 20 Jahren hatte Bayer Leverkusen eine Hand an der Meisterschale. Was dann folgt, geht in die Fußballgeschichte ein. Bilder eines unvergesslichen Nachmittags.
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Am 20.05.2000 ist alles bereit für eine große Meisterfeier in Unterhaching. Dort braucht Bayer Leverkusen nur noch einen Punkt, um die Deutsche Meisterschaft perfekt zu machen.
Was keiner ahnt: Die SpVgg Unterhaching, die zwei Wochen zuvor gegen Bremen den Klassenerhalt geschafft hat, hält dagegen. Hier zeigt Jan Seifert gleich einmal Michael Ballack die Grenzen auf.
Auch Ulf Kirsten muss gegen Dennis Grassow kämpfen. Ein Selbstläufer, das ist nach wenigen Minuten klar, wird das heute doch nicht.
Derweil haben die Bayern im Heimspiel gegen Bremen alles im Griff. Carsten Jancker trifft zum 1:0 per Kopf und schiebt das 2:0 gleich hinterher. Die Frage lautet: Was geschieht in Unterhaching?
Dort kommt Hachings Danny Schwarz in der 17. Minute an den Ball. Aus dem Halbfeld spielt er eine Flanke in den Strafraum, zwischen Abwehr und Torwart Adam Matysek. Michael Ballack will klären…
… und trifft ins eigene Tor! Im Hintergrund dreht Altin Rraklli jubelnd ab.
Ballack, Jens Nowotny und Matysek können es nicht fassen. 0:1! Aber noch ist Zeit, viel Zeit…
Derweil, nur wenige Kilometer entfernt im Münchener Olympiastadion: Die Bank des FC Bayern, hört vom Zwischenstand aus Haching. Die werden doch wohl nicht…?
Leverkusen hat noch einige Asse im Ärmel. Doch die ersten beiden verspielt Stefan „Paule“ Beinlich. Seine Freistöße führen nicht zum Ausgleich.
Und wieder: Ulf Kirsten gegen Grassow.
Auf der Trainerbank verfolgt Christoph Daum stumm das Geschehen. „Wie paralysiert“, wird Premiere-Moderator Fritz von Thurn und Taxis später sagen.
Bei den Bayern ist hingegen alles klar. Erst 3:0, dann 3:1. Und doch: Hier wird nichts mehr anbrennen. Wenn Leverkusen kein Tor mehr erzielt, ist das Wunder perfekt.
Ganz Bayern ist plötzlich Fan des Vorortklubs aus Unterhaching.
Leverkusen stemmt sich gegen die drohende Niederlage. Emerson, in seinem letzten Spiel und an den Bändern verletzt, gegen Jochen Seitz. Irgendetwas muss ihnen doch einfallen! Die Zeit läuft langsam ab…
Und wieder: Kirsten.
Doch jetzt hält auch noch Gerhard Tremmel, aus der zweiten Mannschaft gekommen, alles, was es zu halten gibt. Ist es denn die Möglichkeit?!
Dann passiert, was passieren muss. Nach einem Eckball der Leverkusener geht es ganz schnell. Über Seitz und den eingewechselten André Breitenreiter gelangt der Ball zu Hachings Markus Oberleitner…
2:0!
Auch in München: 2:0, verdammt nochmal!!
Das ist die Entscheidung. Als Herbert Fandel abpfeift, verlassen die Leverkusener – unter ihnen auch Pechvogel Michael Ballack – fassungslos den Platz.
Nur ein Punkt gegen eine Mannschaft, für die es am letzten Spieltag um nichts mehr ging. Es ist doch nicht zu fassen…
… einfach nicht zu fassen.
EINFACH NICHT ZU FASSEN, OTTMAR!! Im Münchner Olympiastadion beginnt die spontanste Meisterfeier aller Zeiten.
Während Christoph Daum geistesabwesend zum Premiere-Pult schleicht.
Das wäre Ihr Preis gewesen: Leverkusens Manager Reiner Calmund läuft an der Meisterschale vorbei.
Zu allem Überfluss hat ein Unbekannter eine Cessna gemietet. Jetzt gratulieren auch noch die „Toten Hosen“.
Während Effenberg jubelt…
… muss Carsten Ramelow trösten.
Weil die höchsten Herren der DFL und des DFB in Unterhaching sind, muss DFB-Vizepräsident Gerhard Meyer-Vorfelder die Schale in München übergeben. Edmund Stoiber gratuliert. Man tut ja, was man kann.
So sehen überraschte Sieger aus.
Ottmar Hitzfeld, geduscht.
Hasan Salihamidzic, feiert.
Für Markus Babbel war es das letzte Spiel bei den Bayern. Eigentlich hatte die Mannschaft geplant, dessen Abschied am Abend zu feiern. Das rückt nun, nun ja, etwas in den Hintergrund.
Macht den Fahrer: Paulo Sergio.
Um 19 Uhr stehen die Bayern auf dem Münchner Rathausbalkon. Babbel, Jens Jeremies und Salihamidzic singen…
… Alexander Zickler, Effenberg und Doppeltorschütze Jancker lachen. Dieser Tag, so viel ist klar, wird in die Geschichte eingehen. » Das komplette Protokoll „Der Kollaps“ zum 34. Spieltag 99/2000: Jetzt auf 11freunde.de.