Pablo Osvaldo war italienischer Nationalspieler, jetzt hat er mit nur 31 Jahren den Fußball hassen gelernt. Und zieht es mittlerweile vor zu grillen, Bier zu trinken – und in einer Rockband zu spielen.
Seine Endstation in Europa hieß FC Porto, doch auch dort wurde Osvaldo nicht wirklich glücklich. Er ging zurück nach Argentinien und heuerte bei seiner Jugendliebe Boca Juniors an, dem Sehnsuchts-Klub so vieler argentinischer Kinder. Doch für Pablo Osvaldo war es nur ein weiterer persönlicher Albtraum auf dem schier endlosen Horrortrip durch den Berufsfußball. „In Boca wurde so viel Scheiße über mich erzählt, dass ich nicht mal mehr hinaus auf die Straße gehen konnte“, blickt er zurück. „Ich bekam Angst vor den Menschen und begann den Sport förmlich zu hassen. Jetzt habe ich mich der Musik verschrieben.“
Auch das viele Geld hielt Osvaldo letztlich nicht davon ab, dem Fußball Adios zu sagen: „Ich hatte ein Angebot aus China – und jeder weiß, wie viel man dort verdienen kann. Aber ich zog es vor, allabendlich zu grillen und ein Bier und trinken, um ehrlich zu sein.“ Und Musik zu machen, mit den Amigos. Zwar ist die Band „Barrio Vijeo“ (alter Stadtteil) keine ganz große Nummer, Osvaldo rockt bislang nur die Bühnen in der argentinischen Pampa – und die Besucherzahlen bei den wenigen Konzerten sind eher überschaubar. Bei einem Konzert am 4. November passten sämtliche Zuhörer auf ein Selfie mit Band. Na und? Vielleicht ist es genau das – diese Heimeligkeit und Überschaubarkeit – die dem Ex-Torjäger im undurchsichtigen Profikicker-Geschäft gefehlt hat.
„Im Fußball geht es doch nicht um Geld.“
Die frühere Branche ist für Pablo Osvaldo ein für alle Male gestorben, denn sie steht in seinen Augen für Doping, für Korruption, für Menschenhandel und dafür, dass Homosexuelle sich nicht trauen können, sich zu ihrer Sexualität zu bekennen. All das sei nicht der wahre Sport, findet er und betont: „Im Fußball geht es doch nicht um Geld.“ Deshalb wolle er auch nicht das Spiel an sich verteufeln, das ihm als Kind so viel Freude bereitete. Und für noch etwas ist Pablo Osvaldo dem Fußball rückblickend dankbar – für seine Freundschaft zu Italiens Nationalspieler Daniele de Rossi, mit dem er zwei Jahre lang beim AS Rom zusammenspielte. „De Rossi ist wie ein Bruder für mich“, schwärmt Osvaldo. „Ein richtig guter Freund und eine außergewöhnliche Person.“
Daniele de Rossi hat etwas, das Pablo Osvaldo in seiner Profikarriere niemals erlangen konnte: ein Zuhause – er hat seine Roma nie verlassen, weil er stets auf sein Herz hörte und nicht auf irgendwelche Berater.