Holstein Kiels Leistung gegen den FC Bayern war großartig. Die eigentliche Sensation war jedoch, wie der Außenseiter das Elfmeterschießen gewann.
Es hätte also keinen verwundern dürfen, wenn der Kieler Traum als Alptraum geendet hätte. Daran änderte zunächst auch nichts, dass Torwart Ioannis Gelios gleich den ersten Elfmeter von Robert Lewandowski zumindest berührte (was davor wahrscheinlich zuletzt kurz nach dem Krieg einem Keeper gelungen ist). Alle weiteren der ersten fünf Bayern-Schützen verwandelten ihre Versuche indes souverän. Das Verblüffende jedoch: Für die vermeintlich aus dem letzten Loch pfeifenden Spieler des Underdogs galt mindestens das gleiche.
Wenn über Manuel Neuer die Sage erzählt wird, dass Schützen die Knie zu schlottern beginnen, wenn sie ihm Aug in Aug gegenüberstehen, so hat sich das offenbar noch nicht bis zu den Kielern herumgesprochen. Einer nach dem anderen von ihnen marschierte grimmig entschlossen zum Punkt und verwandelte derart souverän, als stünde dort nicht der Welttorhüter, sondern ein Mauer-Dummy aus dem benachbarten Schuppen im Tor. Selten erlebte man Neuer so machtlos und verloren wie im Schneetreiben von Kiel.
Und so war es geradezu folgerichtig ein Roter, der als Erster verschoss. Nachdem der unglückliche Marc Roca gescheitert war, machte Fin Bartels (den Bastian Schweinsteiger im Übrigen sofort erkannte, weil er sich mit dem Ex-Bremer vor Jahren noch um den Titel des am frühesten ergrauten Bundesligaprofis duelliert hatte) den Deckel drauf. Überflüssig, dass Holsteins Hüter Gelios dabei das Hinschauen verweigerte. Es war nämlich absolut undenkbar, dass dieser Schuss an diesem Tag nicht den Weg ins Tor finden würde.
Was aber war das Geheimnis des Kieler Erfolges? In jedem Fall Furchtlosigkeit und ein klarer Matchplan. „Einfach jeden reinhauen!“, hatte Ole Werner im Mannschaftskreis vor dem Elfmeterschießen gesagt. Keine Frage, dass hier ein Trainer seine Spieler erreicht hat.