Mit dem Champions-League-Finale endet die Zeit von Sergio Agüero bei Manchester City. Kann er seiner Ära im Endspiel die Krone aufsetzen? Dass er ein Händchen für besondere Augenblicke hat, hat er schon wiederholt bewiesen.
Der Kontrast konnte kaum größer sein: Als Pep Guardiola am letzten Spieltag der Premier League vor die Mikrofone von Sky Sport trat, feierten seine Spieler im Hintergrund gerade die gewonnene Meisterschaft. Der Katalane hingegen mühte sich vergeblich, seine Tränen zurückzuhalten. Es waren keine Freudentränen, sondern Tränen des Abschieds. Abschied von einer der größten Vereinslegenden von Manchester City überhaupt. Sergio „Kun“ Agüero wird den Verein nach zehn Jahren in noch unbekannte Richtung verlassen. „Wir haben ihn so sehr geliebt. Er war eine ganz besondere Person für uns alle. Wir können ihn nicht ersetzen“, so ein sichtlich bewegter Guardiola.
Die emotionalen Worte des 50-Jährigen unterstreichen das Vermächtnis, das Agüero bei City hinterlässt. Mit der Vorgabe, die Skyblues zur ersten Meisterschaft seit 1968 zu schießen, war Agüero 2011 für 43 Millionen Euro von Atletico Madrid gekommen. Und er erfüllte seine Mission. Mehrfach. Am Ende blieb der abschlussstarke Mittelstürmer eine ganze Dekade im rauen Norden Englands und feierte fünf Meisterschaften. Gleich in seiner ersten Saison setzte sich der Argentinier ein Denkmal, als er in der Nachspielzeit des letzten Spieltags den 3:2‑Siegtreffer gegen die Queens Park Rangers erzielte und City somit dem Erzrivalen Manchester United in letzter Minute den sicher geglaubten Titel entriss.
Nicht nur sein Tor ging um die Welt, auch die Live-Worte von Sky-Kommentator Martin Tyler brannten sich in das Gedächtnis von Millionen von Fans. Die Nachspielzeit in der Partie gegen die Queens Park Rangers war schon fast vorbei, als City nochmal einen letzten Angriff startete. „Manchester is still alive“, baute Tyler gerade verbal Spannung auf, als City-Stürmer Mario Balotelli von Agüero den Ball an der Strafraumgrenze zugespielt bekam. Unter Druck behauptete der Italiener den Ball und spitzelte ihn liegend zu Agüero zurück, der mit all seiner Dynamik einen weiteren Gegenspieler aussteigen ließ und die Kugel mit einem satten Rechtsschuss im kurzen Eck versenkte. Das alles begleitet von der Stimme Tylers, die den Namen des Stürmers in ein langgezogenes „Agüeroooo“ explodieren ließ. Was folgte, war die komplette Ekstase auf dem Feld und den Rängen. Spieler und Trainer lagen sich in den Armen und Agüero war direkt in seiner Premierensaison der gefeierte Held. „I swear, you will never see anything like that again“, brauchte Tyler nach dem Treffer einige Sekunden für die richtigen Worte. Und vermutlich hatte er recht: Es war der wohl größte Moment in der Vereinsgeschichte von City und er wird für immer eng mit Agüero verbunden bleiben.
Ohnehin scheint der Argentinier ein Händchen für große Augenblicke zu haben: Auch sein Abschied im letzten Premier League Spiel war märchenhaft. In der 65. Minute für Riyad Mahrez gekommen, erzielte der Stürmer die letzten beiden Treffer zum 5:0‑Endstand gegen Everton. Mit nun 184 Treffern hat er die meisten Tore in Premier League für nur einen Verein erzielt – vor Wayne Rooney, der für United 183 Mal traf. Zu Agüeros Ehren lässt der Klub nun eine Statue entwerfen, die zeitnah neben denen von Vincent Kompany und David Silva am Etihad-Stadion aufgestellt werden soll.