Leroy Sané wechselt zum FC Bayern München. Der Transfer könnte für beide Seiten ein Gewinn werden. Wenn die Bayern es schaffen, Sané den Schlendrian auszutreiben.
Als wären 100 Tore in einer Bundesligasaison noch nicht genug. Jetzt kommt also auch noch Leroy Sané zum FC Bayern und soll die Offensive noch weiter verstärken. Damit hat der Rekordmeister den aus seiner Sicht längst überfälligen Transfer endlich perfekt gemacht. Schließlich überlegten die Verantwortlichen schon lange, den Nationalspieler zu verpflichten. Wollten ihn schon im vergangenen Sommer von Manchester City holen, damals sogar für einen dreistelligen Millionenbetrag.
Ein Jahr und ein gerissenes Kreuzband später soll Sané nur noch knapp halb so viel kosten. Das hat vor allem drei Gründe. Da ist der Vertrag des gebürtigen Esseners bei Manchester, der nach der kommenden Spielzeit ausläuft und City zwingen würde, ihn ablösefrei ziehen zu lassen. Da ist die Corona-Krise, die auch die horrenden Transfersummen in den Keller zieht. Und ja, da ist auch die Knieverletzung, die sich Sané im Supercup gegen den FC Liverpool am 4. August 2019 zugezogen hatte, und die dem 24-Jährigen fast ein Jahr seiner Karriere geraubt hat.
Acht Monate früher, ebenfalls gegen den FC Liverpool, zeigte der junge Leroy Sané, warum er die Bayern weiterbringen kann. „Ein großer Spieler in einem großen Spiel. Danke.“ Das waren die Worte von Teamkollege Vincent Company, nachdem Sané am 3. Januar 2019 mit dem Siegtreffer gegen den FC Liverpool den Weg zur City-Meisterschaft ebnete. Mit dem satten Linksschuss hatte der Ex-Schalker gezeigt, dass er auch wichtige Spiele entscheiden kann. „Leroy ist ein Unterschiedspieler und wird unsere Mannschaft mit seiner Qualität verstärken“, schwärmt auch Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidžić.
Mit Sané bekommen die Bayern zusätzlich zu Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Leon Goretzka und Robert Lewandowski einen Akteur, der Spiele alleine entscheiden kann. Der Neuzugang bringt mit seiner spontanen Intuition mehr Unberechenbarkeit in die Bayernoffensive. Sanés Ballaktionen lassen sein Spiel oft wie eine Aufführung wirken, so spektakulär sind sie. Diese künstlerische Geschmeidigkeit lebte ihm seine Mutter schon früh vor. Regina Weber gewann als bisher einzige Deutsche eine olympische Medaille in der Rhythmischen Sportgymnastik. „Leroy ist ein Künstler, die Technik, die Beweglichkeit und Geschmeidigkeit hat er von seiner Mutter“, sagt sein Vater Souleymane Sané, der in den achtziger Jahren selbst einer der schnellsten Stürmer der Bundesliga war.
Der FC Bayern kann mit Sané, Gnabry, Coman und gegebenenfalls Perisic auch Ausfälle auf den ohnehin verletzungsgefährdeten Außenbahnen kompensieren – zumindest Coman ist stets anfällig und auch beim Neuen im Bunde muss sich erst noch zeigen, ob das Knie hält. Und die Beispiele Lucas Hernández und Corentin Tolisso zeigen, dass nach einer langwierigen Verletzung immer auch die Gefahr von kleineren Wehwehchen mit auf den Platz geht.
In den Kader der Bayern rückt Sané erst zum Start der kommenden Saison, denn beim Champions-League-Turnier im August dürfte er nach UEFA-Statuten höchstens für die Citizens auflaufen. Darauf wird er aber verzichten, um noch weiter an seiner Fitness zu arbeiten und sich voll und ganz auf den FC Bayern zu konzentrieren. An der Säbener Straße sehnt man sich derweil nach 2013 wieder nach einem Titel in der Königsklasse. Ja sogar nach dem Triple. „Ich möchte mit dem FC Bayern so viele Titel wie möglich gewinnen, und ganz oben steht dabei die Champions League“, wird Sané auf der Homepage der Münchner zitiert. Mit einer Robbery-Gedächtnis-Flügelzange aus Sané und Gnabry setzt der Rekordmeister aber vor allem auch ein deutliches Zeichen nach Dortmund und Leipzig: Wir wollen keine spannende Bundesliga.