Newcastle United ist reicher als Inter Mailand und spielt jetzt doch in der zweiten Liga. Mit einem alten Helden der britischen Klubfußballgeschichte soll jetzt eine neue Ära beginnen.
Mit Rafa Benitez an der Seitenlinie verlor Newcastle lediglich drei von zehn Spielen, darunter die ersten beiden. Die Mannschaft erkämpfte sich unter anderem Unentschieden gegen Liverpool, Manchester City und am wichtigsten: Lokalrivale Sunderland. Damit setzte er einer Serie von sechs Derby-Niederlagen infolge ein Ende. Und das in South-Park-Socken. Das alles wäre nicht viel Wert, hätte Benitez nach dem Abstieg nicht auf die Ausstiegsklausel seines Vertrags verzichtet.
Das Abstiegs-Abwehrduo ist weg
Seit Ende Mai steht fest, dass Rafael Benitez beim zweitklassigen Newcastle United bleibt. Zudem hat er sich die Kontrolle über alle sportlich relevanten Bereiche des Vereins schriftlich zusichern lassen: Aufstellung, Transfers, Nachwuchsbereich und sogar die Trainingsanlagen. Auf Worte folgten Taten. Benitez hat Budgetbelastungen wie Remy Cabella, Townsend und Wijnaldum teilweise Profit bringend verkauft und auch das zweifach abgestiegene Verteidigerduo Taylor/Coloccini ziehen lassen.
Im Gegenzug hat er zu moderaten Preisen solide Leistungsträger nach Newcastle geholt, darunter den Stürmer Dwight Gayle von Crystal Palace und den Rechtsverteidiger Jesús Gámez von Atletico Madrid. Die Neuzugänge Matt Ritchie vom AFC Bournemouth und Grant Hanley von den Blackburn Rovers kennen sich in der zweiten Englischen Liga bestens aus. Die neu justierte Mannschaft hat keines ihrer sechs Testspiele verloren. Das ist bei weitem keine Garantie für den Aufstieg, aber ein guter Indikator dafür, dass Rafa Benitez endgültig im Nordosten Englands angekommen ist. Für den Newcastle United Football Club könnte das den Anfang einer neuen Ära bedeuten, mit Sicherheit ist es das Ende einer alten.
„Die Liebe der Fans hat großen Einfluss!“
Denn mindestens genauso wichtig wie die Umverteilung sportlicher Entscheidungsgewalt ist im Falle von Newcastle die Annäherung zwischen Verein und Fans über den alten neuen Trainer. „Die Liebe der Fans, die ich gespürt habe, hatte großen Einfluss auf meine Entscheidung zu bleiben“, sagte Benitez auf der Pressekonferenz zu seiner Zukunft im Verein im Mai. Zum ersten Mal seit zehn Jahren haben die Fans das Gefühl, Einfluss auf ihren Club zu haben – oder zumindest das gleiche Ziel wie er. Zum ersten Mal seit zehn Jahren fühlt sich die Toon Army ein bisschen wie die Fans von Leicester City. Brian Davis und all den anderen echten Geordies ist es zu wünschen. Wer weiß, vielleicht schafft Newcastle gleich beim ersten Versuch den Aufstieg und gewinnt in der zweiten Erstligasaison die Meisterschaft? Sie wären nicht die ersten, denen das gelingt.
Leicht wird es nicht. Das hat der Saisonstart bereits gezeigt. Gegen Fulham (0:1) und Huddersfield (1:2) setzte es Niederlagen. Rafael Benitez hat noch sehr viel Arbei vor sich.