Didier Lamkel Zé will weg aus Antwerpen. Sogar so sehr, dass er im Trikot des Erzrivalen auf dem Trainingsgelände auftaucht – und sich dort mit dem Wachschutz anlegt.
Im Trikot des Wunschvereins posieren, um einen Wechsel zu provozieren? Gab’s schon öfter, man denke nur an Rafael van der Vaart, der sich im Valencia-Shirt ablichten ließ. Im Trikot des Erzrivalen posieren, um einen Wechsel zu provozieren? Ist schon etwas ungewöhnlicher. Aber gleich in dessen Trikot auf dem Trainingsgelände auftauchen und sich dort eine handfeste Auseinandersetzung mit dem Security-Personal liefern? Klingt eher wir ausgedacht. Doch genau diesen Schritt wagte Didier Lamkel Zé, (Noch-)Stürmer bei Royal Antwerpen. Am Montag erschien dieser öffentlichkeitswirksam im Trikot des RSC Anderlecht, Lokalrivale der Antwerpener, auf dem Vereinsgelände. Lamkel Zé trug ein Anderlecht-Trikot aus der Saison 18/19 mit der Nummer 11 von Spieler Yannick Bolasie, der damals nur ein halbes Jahr in Brüssel verweilte und inzwischen beim FC Everton spielt.
Der Clou: Lamkel Zé wurde von Security-Mitarbeitern der Zugang zum Bosuilstadion, der Heimspielstätte von Royal Antwerpen, verweigert. Besonders durchtrieben: Zu Anderlecht möchte der Kameruner gar nicht wechseln, sondern zu Panathinaikos Athen. Mit den Griechen wird er schon seit Dezember in Verbindung gebracht. Wichtiger Hintergrund für seinen Wechselwunsch dürfte sein, dass er in Athen unter László Bölöni spielen würde, seinem ehemaligen Coach bei Royal Antwerpen. Unter ihm trumpfte Lamkel Zé in der Saison 19/20 auf, schoss sechs Tore in 25 Ligaspielen. Eine mündliche Einigung sei zwischen Athen und Lamkel Zé bereits erfolgt; jedoch wolle Antwerpen den Offensivspieler nicht gehen lassen.
Doch die Maßnahme zur Druck-Ausübung ging – Stand jetzt – eher nach hinten los. Seine Drohung, am Folgetag im Trikot des Stadtrivalen Beerschot V.A. zu erscheinen, machte Lamkel Zé nicht wahr. Eher ruderte er zurück: Inzwischen hat sich der Kameruner reumütig in einer Videobotschaft zu Wort gemeldet und bittet beim Verein sowie den Fans um Nachsicht:
Im Clip entschuldigt sich der 24-jährige Nationalspieler nicht nur, sondern stellte zudem klar, dass er auch unter dem neuen Trainer bereit sei, sich in den Dienst des Vereins zu stellen: „Wenn der neue Coach mich braucht, dann stehe ich zur Verfügung“. Erst am 4. Januar, also am Tag von Lamkel Zés Trikot-Eklat, hieß Antwerpen mit Franky Vercauteren seinen neuen Übungsleiter willkommen. Für einen guten ersten Eindruck bei diesem dürfte Lamkel Zé mit seiner Aktion eher nicht gesorgt haben. Vercauteren ist in dieser Saison bereits der zweite Trainer bei dem Klub aus Flandern; Vorgänger des Belgiers war der Kroate Ivan Leko, der seinen Vertrag aber vorzeitig gekündigt hatte, um nach China zu Shanghai SIPG zu wechseln. Antwerpen steht gerade auf dem fünften Rang in der Tabelle der belgischen Jupiler Pro League. Didier Lamkel Zé spielte in der laufenden Saison nur in fünf von neunzehn möglichen Partien, was auch daran lag, dass er seit dem 8. Spieltag nicht mehr im Kader stand. In seinen fünf Auftritten brachte er es auf eine Torvorlage.