106 Spiele, ein Weltmeistertitel, bittere Niederlagen und immer nur unter Jogi: Toni Kroos macht Schluss beim DFB und hinterlässt uns diese Momente. Nett von ihm!
Aller Anfang ist jung: 2007 läuft Toni Kroos erstmals für den DFB auf. Bei der U17-WM in Südkorea führt er eine Mannschaft voller frecher Ponyfrisuren zu Platz drei, erzielt dabei fünf Tore und legt vier weitere auf. Schon damals ist klar: Fußball? Kann der.
Vor mehr als elf Jahren feiert Kroos beim 0:1 gegen Argentinien in München sein Debüt bei der A‑Nationalmannschaft. Damals u.a. noch mit dabei: Christian Träsch, Cacau und Stefan Kießling. Nicht nur ihr fühlt euch alt.
Nachdem Kroos die ersten beiden WM-Gruppenspiele von der Bank aus verfolgt, wird er bei der wichtigen Partie gegen Ghana eingewechselt. Mesut Özil dreht den Ball in den Knick, Deutschland ist weiter und scheitert in der Folge erst im Halbfinale gegen starke Spanier. Hier (vermutlich) im Bild: Arne Friedrich mit der Frage, ob der Toni seine Karriere nicht irgendwann bei einem richtigen Big City Club austrudeln lassen wolle.
In Danzig trifft Kroos dann erstmals für den DFB. Das Führungstor eines gewissen Robert Lewandowski kontert er per Strafstoß, Cacau besorgt nach dem 2:1 durch Jakub Blaszczykowski später noch den 2:2‑Endstand. Und irgendwo läuft „Geile Zeit“ von Juli.
Die EM 2012 läuft lange enttäuschend für Kroos, ehe es im Halbfinale gegen die Italiener so richtig mager wird. Völlig überraschend wird der Greifswalder in die Startelf rotiert, seine Aufgabe: Pirlo auf Schritt und Tritt verfolgen, Atem spüren lassen und so. Das Experiment misslingt. Pirlo schüttelt den Jungspund ab wie eine lästige Fliege, Deutschland fliegt raus, die Ära Löw wird erstmals leicht in Frage gestellt, ehe…
…sich die Turniermannschaft bei der WM 2014 in Brasilien bis ins Halbfinale durchbeißt und dort ein Spiel für die Ewigkeit liefert. 7:1 gegen Brasilien im Mineirão, Kroos zieht die Fäden, trifft doppelt und traut sich kaum noch zu jubeln. Aber aufgehoben, ist…
… nicht aufgeschoben, und so feierte Kroos am 13. Juli 2014 den Gewinn der Weltmeisterschaft. Vier Tage später wechselt er für kolportierte 25 Millionen Euro zu Real Madrid. Florentino Perez wischt sich noch heute mit den Super-League-Plänen die Freudentränen aus dem Gesicht.
Wieder das Aus im Halbfinale einer EM. In Frankreich verliert die DFB-Elf gegen Frankreich mit 0:2. Antoine Griezmann hantiert nach seinen beiden Treffern mit zwei imaginären Telefonen und auch ansonsten gibt es nur wenig schöne Erinnerungen an diesen Abend.
Da war noch alles gut: Nach der Auftaktniederlage gegen Mexiko schießt Kroos per Traumfreistoß in der Schlussphase das 2:1 gegen Schweden. Der Mythos von der Turniermannschaft wird kurz bedient, diesen einen Moment, den brauchte es doch! Jetzt einfach Südkorea einpacken und in den Rhythmus kommen, dann wird das doch!
Doch es wurde: nix. Deutschland, auch angeführt vom mittlerweile 28-jährigen Kroos, fliegt in der Vorrunde raus. Kroos‘ Zurückhaltung vor dem Turnier, als er die Erwartungen bremste, halten noch nach, auch wenn es in der Nachbesprechung des Turniers doch eher um Playstations und Shishas ging.
Schon vor der EM habe für Kroos festgestanden, dass dieses Turnier sein letztes für die Nationalmannschaft sein sollte. Im Achtelfinale dann das Aus, ausgerechnet gegen England. Das Ende einer großen, oft unterschätzten Nationalmannschaftskarriere. Aber wie sagen sie in Madrid: Life goes on und gracias very much.