Mancinis Team gewann das Duell gegen United aufgrund der besseren taktischen Ausrichtung verdient. Nach 45 Minuten hat sich das historische Ergebnis allerdings höchstens angedeutet. Zu Beginn diktierten die Gastgeber das Tempo. Die Citizens warteten wie schon öfters in dieser Saison in der eigenen Hälfte und reihten sich – wie auch ihre Gegner – in einem 4−4−1−1 System auf.
Auf beiden Seiten fielen die tief stehenden Sechser auf. Die zentralen Mittelfeldspieler betrieben fast kein Pressing, so dass beide Seiten bei gegnerischem Ballbesitz tief gestaffelt waren. Dies hatte zum Effekt, dass die Sechser mit nur wenig gegnerischem Druck viel Zeit hatten, den Ball weiterzuleiten.
City entscheidet Schlüsselduelle im Mittelfeld für sich
Dies war einer der entscheidenden Faktoren für den City-Sieg: Schon früh fiel auf, dass Anderson und Fletcher bei United wenig Kreativität versprühten. Die Anbindung zwischen Mittelfeld und Sturm klappte nicht so gut wie auf der anderen Seite. Hier leiteten Toure und Barry die Bälle wesentlich schneller zu ihren Vorderleuten weiter. Die Citizens wirkten auch in der frühen Phase des Spiels, als United noch rund 65% Ballbesitz hatte, mit ihren schnellen Gegenstößen gefährlicher als ihre Gegner.
Eine weitere Schlüsselperson für den Sieg der Citizens war James Milner. Der Rechtsaußen zeigte sich sehr agil und wechselte oft auf die Seite. Zusammen mit Silva schuf er so Überzahlsituationen bei den schnellen Gegenstößen. Zu zweit nutzten sie die relativ starre Verteidigung von United aus. Ferdinand, Evra und Co. lösten sich selten aus dem 4−4−1−1 System – ein Freudenfestival für flexible Offensivkräfte, die einzelne Flanken überladen. Der Führungstreffer für die Gäste fiel dementsprechend nach einer Situation, in der Milner von der Grundlinie auf der linken Seite den Ball zu Balotelli zurücklegen konnte.
Nach dem Führungstreffer wagte das City-Team mehr Pressing. So verhinderten sie, dass die im Spielaufbau diffus wirkenden United-Spieler vor der Halbzeit zurück ins Spiel finden konnten. Direkt nach der Pause zeichnete sich das frühere Attackieren gepaart mit dem schnellen Spiel in die Spitze aus: Evans wusste sich nach solch einem Ball nur mit einer Notbremse zu helfen – die rote Karte, nur wenige Sekunden nach dem Wiederanpfiff war der Genickbruch für United, das in der Folge kaum mehr einen Fuß in die gegnerische Hälfte bekam. Die Citizens taten in der Folge gut daran, weiter den direkten Weg zum gegnerischen Tor zu suchen. Sie wollten nicht den Ballbesitz verwalten, sondern noch mehr Tore erzielen. Ferguson tat ihnen dazu noch den Gefallen, mit einem 4−3−2 System weiterzuspielen. Gegen nur einen zentralen Mittelfeldspieler entfaltete fortan David Silva sein ganzes Potenzial und wurde zum stärksten Mann auf dem Platz. Nach 70 Minuten war das Spiel mit dem 3:0 endgültig entschieden.
Aus taktischer Sicht waren die Citizens dank der richtigen Staffelung im Mittelfeld überlegen, aber keineswegs so drückend, wie es das Ergebnis vorgibt. Von ihren sieben Schüssen auf das gegnerische Tor gingen sechs hinein. Dazu muss man festhalten, dass drei ihrer Tore in der Nachspielzeit fielen, als United längst resigniert aufgegeben hatte. Dennoch untermauerte City-Coach Mancini, dass seine Mannschaft im Moment in der Defensive und im Umschaltverhalten den anderen Teams der Premiere League um eine Klasse überlegen ist.
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Ballbesitzstatistiken, Spielfeldmatrixen und taktische Formationswechsel – für manche Fans ein rotes Tuch, für Tobias Escher eine Leidenschaft. Zusammen mit seinen Kollegen analysiert er die Taktik der Bundesligisten auf dem Blog Spielverlagerung.de.