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11FREUNDE WIRD 20!

Kommt mit uns auf eine wilde Fahrt durch 20 Jahre Fuß­ball­kultur: Am 23. März erschien​„DAS GROSSE 11FREUNDE BUCH“ mit den besten Geschichten, den ein­drucks­vollsten Bil­dern und skur­rilsten Anek­doten aus zwei Jahr­zehnten 11FREUNDE. In unserem Jubi­lä­ums­band erwarten euch eine opu­lente Werk­schau mit unzäh­ligen unver­öf­fent­lichten Fotos, humor­vollen Essays, Inter­views und Back­s­tages-Sto­ries aus der Redak­tion. Beson­deres Leckerli für unsere Dau­er­kar­ten­in­haber: Wenn ihr das Buch bei uns im 11FREUNDE SHOP bestellt, gibt’s ein 11FREUNDE Notiz­buch oben­drauf. Hier könnt ihr das Buch be­stellen.

Außerdem prä­sen­tieren wir euch an dieser Stelle in den kom­menden Wochen wei­tere spek­ta­ku­läre Repor­tagen, Inter­views und Bil­der­se­rien. Heute: Ein Besuch in der kleinsten Fuß­ball­liga der Welt.

11 Freunde Das große 11 Freunde Buch Kopie

Zwei Männer sitzen in einem Con­tainer. 50, viel­leicht 60 Qua­drat­meter groß, ein Flug­ha­fen­ter­minal. Regen peitscht gegen das Well­blech und durch­tränkt die rie­sige Wiese vor den Toren – die Start- und Lan­de­bahn des Land‘s End Air­port“. 

Kevin Leeman und Ben Morton-Clark warten hier, dass der Pilot die Pro­peller der Sechs-Per­sonen-Cessna startet und sie nach St. Mary’s fliegt, der größten der 140 Scilly Inseln. Aber er tut es nicht. Gegen Mittag werden bis auf wei­teres alle Flüge wegen Unwet­ters gestri­chen, und die Männer zucken mit den Ach­seln.

Für Leeman, den Geo­gra­fie­lehrer der St. Mary’s Secon­dary School, ist das kein großes Unglück; es ist Samstag. Für Morton-Clark sieht die Sache anders aus. Er war län­gere Zeit auf dem Fest­land unter­wegs, um seinen Bruder nach Neu­see­land zu ver­ab­schieden. Der hoch­ge­wach­sene Abwehr­spieler der Wool­pack Wan­de­rers sollte am Sonntag im vierten Sai­son­spiel gegen die Gar­rison Gun­ners auf­laufen. Nun steht er am Fenster, einen Ruck­sack auf dem Rücken, die Hand im Zehn-Tage-Bart. Es ist ein wich­tiges Spiel, die Wan­de­rers haben zwar die ersten drei Par­tien gewonnen, eines gar 13:3, doch am Sonntag, das weiß der 31-Jäh­rige, werden die wich­tigen Stützen der Gun­ners wieder genesen sein.

Morton-Clark aber schimpft nicht aufs Wetter, er steht ruhig da, und seine Blicke ver­lieren sich auf aus­lie­genden Post­karten und Pro­spekten, auf denen die Isles of Scilly aus­sehen wie kari­bi­sche Inseln.

Nord­wind. See­möwen. Blut.

Am Sonntag ist das Gar­rison Field, der ein­zige Fuß­ball­platz auf St. Mary’s, auf­ge­weicht vom vielen Regen, und auch wenn die Wolken nun auf­bre­chen, fegen die Nord­winde unauf­hör­lich übers Spiel­feld und die Spatzen kämpfen gegen die Böen, um nicht in den Klippen zu landen. Die See­möwen suchen Schutz in den Buhnen. Der Ball klebt fast 90 Minuten in der süd­west­li­chen Ecke des Feldes. Andy Hicks, 32, Außen­stürmer der Gar­rison Gun­ners, steigt zum Kopf­ball hoch, es klatscht laut, Blut läuft aus einer Wunde und Hicks bleibt am Boden liegen. Doch dann rap­pelt er sich auf, und lässt sich an der Sei­ten­linie den Kopf ver­binden. Wie Terry But­cher“, denkt er und rennt mit einem Turban aus Mull zurück aufs Feld. Es läuft die 50. Minute. Wo ist Ben Morton-Clark?“, ruft einer. Er wird nicht mehr kommen“, ant­wortet ein anderer.

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Die Scilly Foot­ball League kennt kein Alter und keine Bäuche – dafür Tunnel und Über­steiger.

Chris­to­pher Pledger (eye­vine)

Es ist das Schicksal der Scil­lo­nians: abge­schieden zu sein, abge­schnitten vom Rest am aus­fran­senden Rand Europas. Auch wenn wir das Fest­land sehen können, fühlt es sich hier bei Unwetter an wie das Ende der Welt“, sagt Andy Hicks. Es ist einer der Gründe, wes­halb es auf St. Mary’s nur zwei Teams gibt: die Wool­pack Wan­de­rers und die Gar­rison Gun­ners. Unter den knapp 1700 Ein­woh­nern finden sich zu wenig aktive Fuß­baller, und für die Mann­schaften vom Fest­land würden Aus­wärts­fahrten auf St. Mary’s jedes Mal eine Odyssee bedeuten.

Lang­weilig ist es hier nie“

Andy Hicks hat sich – wie Leeman, wie Morton-Clark, wie alle hier – längst mit der Insel-Situa­tion arran­giert. Es ist für ihn der Alltag, er kennt es gar nicht anders, denn er lebt seit seiner Geburt hier. Nur einmal war Hicks län­gere Zeit fort, er stu­dierte in Sout­hampton Yacht­de­sign, später wech­selte er zum Bootsbau. Wirk­lich hei­misch fühlte er sich nie. Manchmal glaubte ich, ich würde in der Stadt ver­lo­ren­gehen“, sagt Hicks heute.

Er kam zurück nach St. Mary‘s, spielte seine erste Saison in der Scilly Foot­ball League und heu­erte als Boots­bauer unten am Port­h­mellon Beach bei Peter Martin‘s Boat Shed“ an. 1998 war das. Diesen Winter bes­sert Hicks die Planken des Fisch­kut­ters Snowy Owl“ aus. Lang­weilig?“, sagt Hicks, und seine mar­kanten Wan­gen­kno­chen treten hervor. Lang­weilig ist es hier nie. Die Insel ist das Para­dies. Und die Liga – warum sollte die lang­weilig sein? Es ist doch Fuß­ball, Mann!“

Sechs­zehn Spiele pro Saison

Von November bis März, immer sonn­tags, treten die Gun­ners und die Wan­de­rers in der Scilly Foot­ball League gegen­ein­ander an, sech­zehn Mal ins­ge­samt, immer auf dem­selben Platz. Jede Woche wie­der­holt sich die Partie, mal heißt sie Wool­pack Wan­de­rers gegen Gar­rison Gun­ners, am nächsten Sonntag Gar­rison Gun­ners gegen Wool­pack Wan­de­rers. Manchmal fragt jemand: Woher wisst ihr, dass diese Woche ein Heim­spiel ist?“ Die Spieler ant­worten dann: Weil wir letzte Woche aus­wärts gespielt haben.“