Seit 50 Jahren wird in den deutschen Stadien Woche für Woche die Geschichte der Bundesliga fortgeführt. Es wurden Siege gefeiert, Niederlagen bedauert, Tore geschossen und Chancen vergeben. 11FREUNDE lässt die Protagonisten aus fünf Jahrzehnten Bundesliga zu Wort kommen. Wir sprachen mit Werner Lorant über die Saison 1997/1998.
Werner Lorant, wie wichtig waren Ihnen die Derbys gegen die Bayern?
Die Derbys waren für uns alle wichtig. Für die Fans, die Stadt und natürlich auch für mich. In der Woche vor dem Spiel war in München der Teufel los. Die Spiele waren immer ein Highlight. Auch wenn wir meistens das Nachsehen hatten.
Und nach einer Derby-Niederlage war erstmal Eiszeit im Training?
Es kam immer darauf an, wie wir uns präsentiert haben. Gegen die Bayern kann man schonmal verlieren. Aber wenn mir die Art und Weise, wie wir das Spiel verloren haben, nicht gefallen hat, dann gab es Theater.
Beim Derby 1997 standen Sie anscheinend ganz besonders unter Strom. Horst Heldt hatte ihre Löwen früh in Führung gebracht und, nach ihrem Geschmack, zu ausgiebig gejubelt.
Das Spiel dauerte da auch noch 80 Minuten. Wenn man ein Tor schießt darf man sich ruhig freuen, aber wenn man noch so lange zu spielen hat, sollte man sich zweimal überlegen wie exzessiv der Jubel sein darf. Gerade gegen die Bayern.
Haben Sie sich die Bilder noch einmal angeschaut? Ein Wunder, dass sich Horst Heldt überhaupt auf den Platz zurück traut.
Ja gut, ich weiß wie die Bilder aussehen. Das war bei mir aber üblich. Der Horst weiß, wie er es zu nehmen hat. Schließlich ist er nicht nur ein guter Fußballer, sondern auch ein guter Typ.
Später haben Sie sich auch noch mit Mario Basler in die Haare gekriegt. Erinnern Sie sich noch an den Auslöser?
An die Situation erinnere ich mich nicht mehr so genau. Eigentlich mochten und mögen wir uns. Wir sind beides Hitzköpfe und ticken recht ähnlich. Aber letztlich wollen wir beide gewinnen und wenn man gegeneinander spielt, kann das schonmal schwierig werden.
Den genauen Wortlaut möchten Sie uns nicht verraten?
Was wir uns in der Situation an den Kopf geworfen haben, möchte ich lieber nicht sagen. Aber gehen Sie davon aus, dass es überwiegend Nettigkeiten waren.
Haben Sie denn nach dem Spiel eine Friedenszigarette mit ihm geraucht?
Selbstverständlich, sowas gehört sich doch. Es ist doch ganz egal, wie emotional die 90 Minuten vorher waren, nach dem Spiel muss sowas erledigt sein.
Ausgerechnet Mario Basler hat später den Ausgleichstreffer zum 2:2 erzielt. Doppelt blöd gelaufen.
Irgendwie schon. Das Ende des Spiels habe ich mir jedenfalls anders gedacht. Aber was soll man machen?
Hätte der Spieler Mario Basler eigentlich mit dem Trainer Werner Lorant zusammenarbeiten können?
Ich hätte nichts dagegen gehabt. Aber auch Typen wie Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg hätte ich gerne trainiert. Solche Spieler waren echte Siegertypen und keine Ja-Sager.
Eine explosive Mischung.
Mir dürfte jeder Spieler die Meinung sagen. Solange er am Ende akzeptiert, dass ich als Trainer am längeren Hebel sitze. Aber solche Spieler haben bei mir immer einen Bonus.