Die Nationalmannschaft startet mit zwei Unentschieden in die Nations-League-Saison. Fünf Lehren aus den Spielen gegen Spanien und die Schweiz.
258 Tage musste Joachim Löw warten. So lange war es her, seit der Bundestrainer zuletzt seine Nationalmannschaft bei einem Spiel betreuen durfte. Zum Wiederauftakt nach der Corona-Pause spielte die Nationalelf zweimal Unentschieden. Sowohl gegen Spanien als auch gegen die Schweiz verspielte Löws Team eine 1:0‑Führung.
Die lange Pause merkte man der DFB-Elf durchaus an. Es mangelte nicht nur an Spritzigkeit und Kondition – auch eingespielt wirkte die deutsche Mannschaft noch nicht. Fünf Beobachtungen aus den Nations-League-Partien.
1. Joachim Löw hat ein System gefunden
Nach der Partie gegen Spanien sinnierte Löw noch über die Frage, ob er seine geschundenen Spieler gegen die Schweiz schonen werde. Letztlich wählte er aber Kontinuität: Neun Spieler, die gegen Spanien auf dem Feld standen, begannen auch gegen die Schweiz.
Das zeigt: Löw hat seine Stammvariante gefunden. Experimente wagte er keine. Wie bereits vor der Corona-Pause setzte Löw auf ein 5 – 3‑2-System. Die Fünferkette hinten scheint mittlerweile gesetzt zu sein; der Dreier-Sturm ebenfalls. Vorne agiert Deutschland nicht mit einer klassischen, positionell festgelegten Angriffsreihe. Timo Werner, Julian Draxler und Leroy Sané tauschten immer wieder ihre Positionen. Löw will anscheinend, dass dies die Stammvariante für die Europameisterschaft 2021 wird.
2. Löw mag Manndeckung
Eine weitere Konstante in beiden Spielen war die Manndeckung. Die deutschen Spieler stellten auf dem ganzen Feld Eins-gegen-Eins-Situationen her. Die Verteidiger verließen die Abwehrkette, sobald ein gegnerischer Stürmer sich fallen ließ. Gegen die Schweiz hängte sich Toni Kroos selbst dann an die Fersen von Granit Xhaka, wenn dieser sich an den Schweizer Strafraum zurückfallen ließ.
Nun von einer Rückkehr der Manndeckung zu sprechen, wäre jedoch etwas zu hoch gegriffen. Schon immer nutzte die DFB-Elf unter Löw manndeckende Elemente. Beim WM-Triumph 2014 verfolgte das deutsche Mittelfeld seine Gegner mannorientiert.
Neu ist die Konsequenz, mit der das deutsche Team das Spiel Mann-gegen-Mann ausführt. Die DFB-Elf stört den Gegner früh, will auf dem ganzen Feld Zweikämpfe erzwingen. Damit erzeugt die deutsche Mannschaft hohen Zugriff auf den gegnerischen Spielaufbau. Zugleich ist es ein Spiel mit dem Feuer: Gewinnt der Gegner einen Zweikampf, wirbelt dies die gesamte Ordnung der deutschen Mannschaft durcheinander.